Herne/Wanne. . Die Kritik an den sogenannten Berliner Kissen nimmt zu - sowohl in der Politik, als auch bei Anwohnern.

Die Kritik an den Berliner Kissen nimmt zu. Auf der Hauptstraße protestieren Anwohner gegen die Bremsschwellen vor ihrer Haustür. Und die Bezirksvertretung Herne-Mitte hat sich beim Beschluss einer Straßenbaumaßnahme gegen den Einbau neuer Plateaus ausgesprochen.

Zwar hat der Bezirk für den Umbau der Bielefelder Straße zwischen Rottbruchstraße und In der Siedlung votiert; eine Maßnahme im Zuge der Renaturierung des Schmiedesbaches. Aber: Der Beschluss fiel „vorbehaltlich“ der von der Stadt gewünschten Errichtung von Kissen in diesem Abschnitt. Der ungewöhnlichen Entscheidung ging eine 15minütige Sitzungsunbrechung zwecks Beratung voraus.

Die Ablehnung der Kissen sei vor allem auf die Initiative von SPD und CDU zurückzuführen, sagt Bezirksbürgermeister Dieter Brüggemann auf Anfrage. Die SPD-Bezirksfraktion stellt sich damit hinter die Position von SPD-Ratsfraktions-Chef Frank Dudda. Dieser hatte sich jüngst auf dem Haushaltsforum seiner Partei sehr kritisch über diese Form der Verkehrsberuhigung geäußert (wir berichteten). Aus Sicht der Stadt ist diese Maßnahme zur Geschwindigkeitsreduzierung dagegen „kostengünstig und wirksam“. Rund 330 Schwellen gibt es zurzeit auf Herner Straßen.

Kampflos will die Verwaltung ihre Position nicht räumen: Die Stadt wird den Umbau der Bielefelder Straße in der nächsten Sitzung des Bezirks erneut aufgreifen.

Der Vorgang in Herne-Mitte dürfte auch jenseits der Bezirksgrenzen auf Beachtung stoßen. Zum Beispiel: in Wanne. Dort kämpft Ulrike Reichenberg (65) schon seit Jahren gegen die in den 80er Jahren errichten Schwellen im Bereich ihres denkmalgeschützten Hauses an der Hauptstraße 327-329.

Zahlreiche Risse ziehen sich durch Wände und Fassade des im 1885 erbauten und 1985 sanierten Hauses. Ähnlich sieht es im Nachbarhaus von Guiseppe und Antonella La Galia aus. Die Ursache? Für die Eigentümer keine Frage: „Die Erschütterung durch die Linienbusse, wenn diese über die Kissen fahren.“ Laut Fahrplan geschieht dies sechsmal in der Stunde. Das Vibrieren sei zeitweise so stark, berichtet Reichenberg, dass sie zum Schutz des Porzellans im Schrank Servietten zwischen Teller gelegt habe. Die HCR habe sie bereits kontaktiert, doch diese habe sich nichts davon angenommen und sie an die Stadt verwiesen.

Negativ fiel zudem ein Gutachten aus, das Ulrike Reichenberg über die Schäden in Auftrag gegeben hatte. Auf den Punkt gebracht: Das beauftragte Büro sah keinen direkten Zusammenhang zwischen Kissen und Rissen. Die Hoffnung aufgegeben haben die Anwohner aber nicht.