Herne. Auf seiner Weltreise hat der Herner Herbert Schmidt inzwischen Indien erreicht. In seinem Reise-Tagebuch schildert er seine ganz persönlichen Eindrücke.
Ich nehme den Grenzübergang bei Lahore, der auf pakistanischer Seite recht ordentlich und sauber ist, auf der indischen Seite aber das schockierende Gegenteil. Warum sollte man sich auch die Mühe machen, die Grenzstation als Visitenkarte herauszuputzen, wenn sich hier zu 99 Prozent eh die eigenen Leute und die gering geschätzten Pakistani einfinden? Noch heute will ich ins 30 Kilometer entfernte Amritsar weiterfahren, um mehr Tuchfühlung mit Land und Leuten zu bekommen, mit dem Lokalbus. Schrotthaufen ist noch ein Kompliment für das Vehikel, dass nur noch der Rost zusammenhält. Aber ich treffe auf nette Mitreisende, die mir am Ziel behilflich sind.
Die Hauptstadt Delhi ist mein nächstes Ziel, aber es ist gar nicht so einfach, dorthin zu gelangen: Denn an einem Sonntag sind alle Schnellzüge ausgebucht. Die Fahrt wird zur Tortur, denn die Waggons sind 50 bis 60 Jahre alt. Fenster und Türen schließen nicht dicht, nachts wird es kalt. Um 4.15 Uhr erreiche ich Delhi, zahlreiche Rikschafahrer warten schon und wittern ein Geschäft. Über eine Stunde vergeht, bis ich eine ansprechende Unterkunft im Zentrum gefunden habe, der einzige Trost: Die Nacht wird nicht mehr berechnet. Um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu besuchen – Paläste, das Mausoleum Humayun’s Tomb, das India Gate – braucht es schon zwei Tage in der Hauptstadt. Danach geht es weiter nach Agra zum Taj Mahal.
Das Taj Mahal habe ich in bester Erinnerung, vor genau 41 Jahren besuchte ich es das erste Mal, auf den erneuten Besuch bei Vollmondlicht habe ich mich sehr gefreut. Einen Tag muss ich warten, dann ist Vollmond und gegen 17 Uhr finde ich mich an einem der drei Eingänge zur Parkanlage ein. 750 Rupien muss ich berappen, Inder, die den größten Teil der Besucher stellen, zahlen nur einen Bruchteil davon. Um 18 Uhr geht der Mond auf, leider hat er ein viel zu schwaches Licht. Das Gebäude bleibt im Dunkeln, was mich sehr enttäuscht. Morgen setze ich meine Reise fort, es geht Richtung Goa.
Fortsetzung folgt.