Herne. Bundesweit Beachtung findet zurzeit das „Herner Modell“ - ein Aktivierungsprojekt, durch das Langzeitarbeitslose schneller und wirksamer in Arbeit vermittelt werden sollen.

Mit dem bundesweiten Bekanntheitsgrad Hernes ist es, mit Verlaub, nicht allzu weit her. Das gilt jedoch nicht für die Betreuung von Langzeitarbeitslosen. Denn: Das „Herner Modell“ ist bundesweit in Fachkreisen ein Begriff.

Hinter diesem Namen steht ein Aktivierungsmodell, mit dem das Jobcenter die Vermittlung von Langzeitarbeitslosen verbessern will. „Die Niederlande sind hier unser Vorbild“, sagt Peter Heckmann, (63) der Anfang 2012 pensionierte Chef des Jobcenters. Die Philosophie: Weg von der 1:1-Konfrontation bei der Beratung, hin zu Kleingruppen mit zehn bis 15 Arbeitslosen.

Vor rund einem Jahr ist dieses Projekt durch den Anstoß des städtischen Sozialdezernenten Meinolf Nowak an den Start gegangen, seit September läuft es im Jobcenter Wanne-Eickel auf Hochtouren. Heißt: Insgesamt 80 bis 90 Langzeitarbeitslose versuchen sich in Gruppen in einer „Bewerbungswerkstatt“ unter fachkundiger Anleitung fit zu machen für den Arbeitsmarkt. Drei Stunden pro Tag sind sie in der Bewerberwerkstatt und suchen dort beispielsweise am PC nach Stellen oder üben vor laufender Kamera Bewerbungsgespräche. Die Vorgabe: Kein Teilnehmer sollte diese Station länger als acht Wochen durchlaufen.

Zu Beginn war Improvisationskunst gefragt. „Wir haben gesagt: Wir packen’s jetzt an und funktionieren unseren Besprechungsraum zum Trainingsraum um“, so Peter Heckmann. Und weil zunächst keine Mittel geflossen seien, „nahmen wir die 5000 Euro aus unserer Schatulle“.

Erfolge stellten sich bereits ein, berichtet Heckmann: Jeder dritte Teilnehmer sei bisher in einen Job vermittelt worden. In den Niederlanden sei es sogar jeder Zweite. Eine Quote, die Herne angesichts des „schwierigen Arbeitsmarktes“ zurzeit wohl nicht erreichen könne. Von den Teilnehmern gebe es positive Rückmeldungen über diese neue Form der Beratung: „Sie haben das Gefühl: Die sind kompetent und wollen uns helfen.“

Im März soll das nächste „Herner Modell“ der Öffentlichkeit vorgestellt werden: das lokale „Bündnis für Familien“. Mit Blick auf den wachswenden Fachkräftemangel sollen Strukturen entstehen, die es (Allein-)Erziehenden ermöglichen, in den Beruf zurückzukehren. „Die Qualifikation und Motivation ist ist da, doch die Rahmenbedingungen stimmen häufig nicht“, so Peter Heckmann. Ins Boot geholt werden sollen nicht nur heimische Firmen, sondern auch das Bundesfamilienministerium.

Auch beim „Bündnis für Familien“ kann Pensionär Heckmann noch ernten, was er in dreieinhalb Jahren gesät hat: Der 63-Jährige ist auf Meinolf Nowaks Wunsch bis Mitte 2012 punktuell als Berater fürs Jobcenter im Einsatz. Karl Weiß (54), sein Nachfolger in der Geschäftsführung, begrüßt dies und spricht von einem „sehr erfreulichen Übergang“.