Herne. . Wer zockt am besten beim Monopoly: Ein Banker, ein Schwarzer, ein Linker oder ein Kulturschaffender? Die WAZ machte die Probe aufs Exempel - ein Test mit der Herne-Edition des Gesellschaftsspiels.
Monopoly zeigt, wie Kapitalismus funktioniert. Und wer ihn beherrscht. Sagt man. Stimmt das? Ist der Banker der abgezockte Profi und der Kulturschaffende die ahnungslose Niete? Scheffelt der Schwarze sein Geld und verliert es der Linke auf ganzer Linie? Die WAZ war neugierig – und lud zum Spieleabend in die Redaktion. Auf dem Tisch: die Herne-Edition von Monopoly. Am Brett: Sparkassen-Chef Hans-Jürgen Mulski, Mondpalast-Prinzipal Christian Stratmann, der Europa-Abgeordnete der Linkspartei Jürgen Klute und CDU-Fraktionschef Markus Schlüter. Hier ein Ausschnitt des Verlaufs im Protokoll:
Sparkassen-Chef Jürgen Mulski übernimmt die Bank. Wie bei einem langjährigen Schalterbeamten rauschen die Scheine des Spielgelds durch seine Finger. Gelernt ist gelernt. 1500 Monopoly-Dollar verteilt er an jeden Spieler. Die Währung wird kurzerhand in Euro umgetauft.
Alle haben ihr Geld locker sitzen. Der Prinzipal kauft als erster - die Zeche Pluto für 180 Euro. „Ist schließlich auch was Kulturelles“, begründet er.
CDU-Mann Schlüter würfelt und landet auf einem Ereignisfeld. Er zieht eine Ereigniskarte. „Die Herner Sparkasse zahlt dir eine Dividende von 150 Euro“, liest er vor. Mulski schüttelt den Kopf und stellt richtig: „Die Sparkasse zahlt keine Dividende!“ Tut er aber doch. An Schlüter.
Der Abgeordnete Klute muss ins Gefängnis.
Stratmann kauft und kauft, diesmal den Hauptbahnhof Wanne-Eickel. Kostet 200 Euro. Jetzt schlägt auch Mulski zu: Erst schnappt er sich die Alleestraße, dann den Eickeler Markt.
Schlüter will auch endlich kaufen, landet aber immer wieder auf einem Ereignisfeld. „Krankenhausgebühren im Marienhospital. Du zahlst 200 Euro“, liest er vor. Und reicht Mulski, dem Bank-Chef, das Spielgeld: „Denen geht’s nicht so gut, da zahl’ ich gerne“, begründet er.
Der Linke-Abgeordnete wird wieder ins Gefängnis geschickt. Er schweigt.
Sparkassen-Chef Mulski kauft die Teutoburgia-Siedlung: „Da fühl’ ich mich wohl!“
Klute kauft sich für 50 Euro aus dem Knast frei und zieht eine Ereigniskarte. „Bank-Irrtum zu deinen Gunsten“, steht darauf. Mulski reicht ihm die 200 Euro kommentarlos.
Alle langen kräftig zu: Mulski kauft Europa- und Willi-Pohlmann-Platz, Klute Friedrich-Ebert- und Mont-Cenis-Platz, Stratmann Wasser- und Elektrizitätswerk. Auch Schlüter darf endlich ran, schnappt dem Prinzipal den HCR Betriebshof vor der Nase weg.
Weil der CDU-Mann bislang kaum zum Zuge kam, hat er als einziger noch Geld satt. Mulski lobt: „Liquidität ist wichtig!“
Klute muss wieder ins Gefängnis.
Stratmann geht das Geld aus: „Ich hab’ keine Kohle mehr!“ Mulski lästert: „Da waren die Augen wohl größer als die Kasse.“ Der Prinzipal nimmt eine Hypothek auf den Rathausplatz auf, ist deshalb wieder liquide.
Schlüter landet wieder auf dem Ereignisfeld: „Für eine Wertkarte im Lago erhältst du 50 Euro“, liest er von der Karte ab. „Gut, dass die nicht fürs Wananas gilt“, wirft der Sparkasse-Chef ein. Alle lachen.
Nun werden die ersten Häuser gekauft. CDU-Mann Schlüter holt kräftig auf, schnappt sich Kaiser- und Wilhelmstraße, errichtet mit Hilfe seines gehorteten Geldes die ersten Hotels.
Jürgen Klute muss – zur allgemeinen Erheiterung – zum vierten Mal ins Gefängnis. „Da wollen die Leute doch eigentlich uns Banker sehen“, kommentiert der Sparkassen-Chef. Und kauft gleich darauf den Rhein-Herne-Kanal.
Stratmann, so sagt es seine Ereigniskarte, ist ins Organisationskomitee der Wanner Mondnächte gewählt worden - und muss jedem Spieler 50 Euro zahlen. „Oje“, sagt der Prinzipal. Und denkt dabei womöglich an den Veranstalter der Mondnächte.
Stratmann geht ein paar Mal über Los – und kann mit frischem Geld endlich seine Hypothek auslösen.
Klute, wieder aus dem Knast heraus, addiert die Punkte seiner beiden Würfel falsch: „Acht, nicht sieben“, stellt Schlüter klar, um anzufügen: „Ihr Linken könnt eben nicht rechnen!“ Klute landet auf dem Güterverkehrszentrum und kauft es. „Man muss in produktive Industrie anlegen“, kommentiert der Linke. Und stattet seine Straße erst mal mit vier Häusern aus.
Sparkassen-Chef Mulski hat neun Straßen und sechs Häuser – nun geht ihm als erstes die Puste aus. Auch die Hypothek auf seinen Stadtgarten reicht nicht. Der Prinzipal guckt schadenfroh. Schlüter bleibt ruhig, kauft seine achte Straße.
Klute muss – nein, nicht ins Gefängnis, aber wieder Strafe zahlen. Schon wieder ans Wasserwerk. Schlüter freut sich.
Mulski ist pleite, die vereinbarten anderthalb Stunden sind vorbei. Jetzt wird abgerechnet.
Weil der Sparkassen-Chef blank ist, trauen ihm die Mitspieler nicht zu, die Abrechnung zu übernehmen. Schlüter, mit Blick auf seinen Stapel Scheine offenbar der Mann mit dem meisten Baren, übernimmt: Der CDU-Fraktionschef zückt sein iPhone, aktiviert den Rechner und addiert Bargeld- und Immobilien-Vermögen jedes Mitspielers.
Das Ergebnis: Hinten und somit Letzter ist der Linke Jürgen Klute mit 2239 Euro, nur wenig besser der Vorletzte, Sparkassen-Chef Mulski mit 2286 Euro. Auf Platz zwei landet Prinzipal Stratmann mit 2890 Euro, und weit vorn: CDU-Fraktionschef Schlüter mit 3240 Euro. „Wir können einfach nicht mit Geld umgehen“, schmunzelt der Sparkassen-Chef mit Blick auf den Europa-Abgeordneten. Der guckt gequält. Stratmann freut sich: „Hätt’ ich mir nicht zugetraut!“
Schlüter genießt seinen Trumpf schweigend.