Herne. .

Das Jahr 2011 war für die Herner Unternehmen ein gutes. Das Jahr 2012 könnte ähnlich gut werden. Die ganz große Euphorie ist aber verflogen. „Die Auftragsbücher sind unter dem Strich immer noch gut gefüllt“, sagt IHK-Sprecher Jörg A. Linden. Die Turbulenzen auf dem Kapitalmarkt und die neue Energiepolitik der Bundesregierung hätten aber zu Verunsicherungen geführt. „Damit es in der Wirtschaft dampft, braucht’s einen Energie-Input.“ Die Kosten für Strom seien ein wichtiger Faktor für Unternehmen.

Auch der Arbeitgeberverband meldet zufriedene Mitglieder. 81 Prozent der Unternehmer hätten die Geschäftslage am Jahresende als „gleichbleibend gut bzw. befriedigend“ bewertet. Ein Drittel der Unternehmen schaffe neue Arbeitsplätze. Nur vier Prozent der Firmen entließen Mitarbeiter.

Die Wirtschaft schreit nach Fachkräften. „Das wird in Zukunft das A und O sein“, sagt IHK-Mann Linden. Die Kammer richte den ausdrücklichen Appell an alle Mitgliedsbetriebe, noch intensiver auszubilden. Dazu gehöre auch die Rekrutierung von Jugendlichen. Am besten direkt in der Schule, von der sich Linden mehr Zusammenarbeit erhofft: „Die Schule muss auf das reale Leben vorbereiten.“

Laut Statistik des Arbeitgeberverbands hat ein Viertel der Betriebe mehr Ausbildungsplätze als im Vorjahr angeboten. Bei zwei Dritteln sei das Angebot unverändert. Der Zuwachs an Arbeits- und Ausbildungsplätzen sei „erfreulich“, sagt Arbeitgeber-Geschäftsführer Dirk Erlhöfer.

Ganz so positiv will Verdi-Bezirkschef Norbert Arndt die Lage nicht beurteilen. „Aus wirtschaftlicher Sicht war es ein Aufschwungjahr. Der Aufschwung ist aber an den Arbeitnehmern und Erwerbslosen vorbeigegangen.“ Sorgen bereite ihm die in wirtschaftliche Schieflage geratene Wanne-Herner-Eisenbahn. „Dieses Thema nehmen wir mit ins neue Jahr.“

Offen sei auch, wie sehr der öffentliche Dienst von Personalabbau getroffen sei. Arndt kündigt für den 1. März den Beginn der großen Tarifrunde für Bundes- und Gemeindeangestellte an. Streiks seien schon zu Beginn nicht ausgeschlossen. „Wir stehen Gewehr bei Fuß.“

Mit Ungewissheit starten auch die knapp 1000 Mitarbeiter des insolventen Wanne-Eickeler Bauunternehmens Heitkamp und der Töchterfirmen ins neue Jahr. Insolvenzverwalter Dirk Andres kündigt eine Zerschlagung des Unternehmens an. Einzelnen Unternehmensteilen droht ein Abschied von Herne. Das Gelände soll verkauft werden. Andres verspricht: „Es ging in keinem Gespräch um Personalabbau.“ Die Verkäufe sollen bis Ende Februar abgewickelt sein.

Viel Hoffnung ruht auf der Neueröffnung des Möbelhauses Zurbrüggen am Regenkamp. Das Unternehmen will am 26. Januar mit 250 neuen Arbeitsplätzen an der A 43 starten. Die Nummer 16 auf dem deutschen Möbelmarkt wagt sich auf schwieriges Terrain. Experten sehen einen harten Verdrängungs- und Verteilungskampf – das Aus für Einzelne nicht ausgeschlossen.