Herne. . Creditreform präsentiert den neuen Schuldner-Atlas. Herne ist demnach das düsterste Kapitel in der Region: 14 Prozent der Erwachsenen sind überschuldet.

Der Schuldner-Atlas, den die Wirtschaftsauskunftsdatei Creditreform Bochum am Dienstag für Bochum, Herne und den Kreis Recklinghausen für das Jahr 2011 präsentierte, zeigt wenig Erfreuliches.

„Herne ist das düsterste Kapitel, das wir für die Region schreiben“, erläuterte Thomas Glatzel, Geschäftsführer der Creditreform Bochum. 14,22 Prozent der Menschen über 18 Jahren sind in Herne derzeit überschuldet. Nach dem starken Rückgang von 2008 hin zu 2009 (14,99 zu 13,38 Prozent) bedeutet dies einen erneuten Anstieg. Insgesamt können laut Atlas 19 730 Privatpersonen ihre laufenden Ausgaben nicht mit ihren Einnahmen decken. Im Vergleich zur Schuldnerquote des Bundes, die sich bei 6,41 Millionen Überschuldeten auf 9,38 Prozent beläuft, steht Herne sehr viel schlechter dar.

Nord-Süd-Gefälle

„In Herne haben wir eine stagnierende Situation“, so Glatzel. Die Schuldnerquote bewegt sich in den verschiedenen Stadtbezirken in einem Bereich zwischen 11 und 17 Prozent. Dabei zeigt sich ein Süd-Nord-Gefälle. Die südlichen Postleitzahlenbereiche, also Eickel, Röhlinghausen, Sodingen, Börnig, Holthausen und Holsterhausen, weisen eine niedrigere Quote auf als die Bezirke im Norden. In Holsterhausen und einigen Teilen von Wanne ist beispielsweise lediglich jeder neunte Überschuldet. Den Spitzenwert erreicht Herne-Mitte (16,77 Prozent). Hier ist fast jeder siebte Bürger von einer Privatinsolvenz bedroht. Auch Baukau und die nördlichen Teile Wannes liegen mit Werten von über 16 Prozent weit oben im roten Bereich.

Besorgniserregend sei dabei die Zahl der Menschen, die „bis zu zehn Gläubiger haben und daher so tief drinstecken, dass sie kurzfristig nicht aus der Schuldenfalle kommen“, so Glatzel. Im Bund sind dies rund 58 Prozent der zahlungsunfähigen Menschen. Zudem ist der Anteil der überschuldeten 18- bis 20-Jährigen enorm gestiegen. Waren es bundesweit im Jahre 2004 noch 53 000, sind es aktuell 243 000. Das bedeutet einen Zuwachs von ganzen 358 Prozent. „Hier spielt Konsum oft eine entscheidende Rolle.“

Insgesamt seien die Ursachen für eine Überschuldung jedoch sehr verschieden. Die häufigsten Auslöser für eine Zahlungsnot sind Arbeitslosigkeit, Scheidung und Trennung, Krankheit oder Konsumverhalten. Sie lösen 65 und 70 Prozent aller Fälle aus, heißt es weiter.