Herne. . Der Alternativkarneval Geierabend feierte in Dortmund seine diesjährige Premiere. Kult-Revue lässt Herne als Partnerstadt weitgehend ungeschoren. Eine Nummer ist Adolf Tegtmeier gewidmet.

Ob es an den Farben liegt, dass es so gut läuft mit Herne und Dortmund? Die Fahne schwarz und gelb, so macht man sich Freunde im östlichen Ruhrgebiet, wo in der Zeche Zollern am Donnerstagabend die Anhänger des westfälischen Karnevals zusammenströmten. Der Geierabend 2012 hatte Premiere, eine rasante Show aus Comedy, Kabarett und Musik, und für die 21. Session war Herne zur Partnerstadt auserkoren. Eine Ehre, die nicht teuer bezahlt werden musste: Die sympathischen Spötteleien beim Ritt „Durchs wilde Ruhrdistan“ erreichten nicht das Häme-Level, das Herne gewöhnt ist.

„Eine Stadt hat keine Werbung nötig“, kündigte „Steiger“ Martin Kaysh die Herne gewidmete Nummer an, mit der der erste Teil des über dreistündigen Programms sich der Pause zuneigte. „Sie liegt mittendrin, da gehn die Leute freiwillig hin.“ Was lag näher, als den Mann auferstehen zu lassen, der Herne als Humorist berühmt gemacht hat? Hans Martin Eickmann gab den Adolf Tegtmeier als Sieger einer Ballonreise, der von oben das Ruhrgebiet betrachtet. Da liegt es nun unter ihm , „wie unser Oppa in Feinripp am Kanal. Der Kopp is Dortmund und die andere Seite, Duisburg, das sind die Käsemauken.“ Der Nabel des Ruhrgebiets, man ahnt es, liegt in Herne. In Röhlinghausen, wo auf Pluto „in einem Blindschacht eine versteinerte Aktentasche gefunden wurde“. Eickmeier ist selbst einer von „Tegtmeiers Erben“, er teilte 1997 beim ersten Wettbewerb in den Flottmann-Hallen den Preis mit dem heutigen Geierabend-Kollegen Martin F. Risse, und er macht seine Sache gut. Die von Mangersche Mundart stimmt, die Nummer ist kurz und knackig, gefolgt vom Cyprys-Evergreen, umgedichtet in „Nichts ist so schön wie die Sterne über Herne“.

Gegenbesuch geplant

Einmal das schwarz-gelbe Badehandtuch entfaltet und die Fahne gehisst, zwischendurch trägt Benedikt Hahn eine Herne-Tasche herum: So manifestiert sich die Partnerschaft im Kleinen, hin und wieder fallen Randbemerkungen. So dicht besiedelt sei Herne, „dass sie zu zweit in die Badewanne steigen“ und zum Jackeausziehen nach Bochum gehen - härter wird es nicht. Und sonst? „Die Zwei vonne Südtribüne“ genießen Kultstatus, munter wird auf die Dortmunder Politik eingehauen wie auf die Bundeswehr in Afghanistan, Medien-Satire über „Kuh VC“ und Facebook-Liebe wechseln ab mit Sauerland-Stand-up und schrägen Musiknummern zum Mitsingen: „Hossa hossa rubbeldikatz“. Das Publikum trommelt: Statt Beifall gibt’s den „Geier“.

„Ein intelligentes Programm“, urteilte nach der Vorstellung Hernes Oberbürgermeister Horst Schiereck. „Mir hat das sehr gut gefallen.“ Er habe sich auf einiges eingestellt, fand das Programm dann aber „sehr fair und sehr nett“. Ort und Zeit des geplanten Geierabends in Herne stehen noch nicht fest. Erst einmal dürfen 18 engagierte Ehrenamtler aus Herne nach Dortmund fahren: Sie bekommen Freikarten für eine der weiteren 35 Vorstellungen.

Geierabend

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