Die Stadt lud zum „Großen Einbürgerungsempfang. Wie die in Herne geborene 22-jährige Studentin den Tag ihrer Einbürgerung erlebte.
Als der Wecker morgens klingelte, spürte sie sofort so ein komisches Gefühl im Bauch. Zeynep Konak lag in ihrem Zimmer zu Hause in Eickel und wusste, was für ein Gefühl das war – vor einer wichtigen Klausur hat sie das auch. Nur dass an diesem Tag gar keine Klausur anstand. Konak war trotzdem aufgeregt. Ein paar Stunden noch, dann würde sie endlich deutsche Staatsbürgerin sein – als erstes Mitglied ihrer Familie überhaupt.
Das Gefühl flaute auch nach dem Frühstück nicht ab. Eigentlich wollte sie nach Buer fahren. Dort, an der Fachhochschule Gelsenkirchen, studiert sie Facility Management, also Gebäude-Verwaltung. Aber das Bauchgrummeln war zu stark. Den Lern-Tag an der FH ließ sie sausen.
Zeynep Konak ist 22 Jahre alt. Eine junge Frau mit strahlenden Augen, die gerne lacht. Sie trägt Kopftuch, ist aber bestens integriert: Konak spricht akzentfrei Deutsch, wirkt selbstbewusst, sie wird es mal besser haben als ihre Eltern. Das triste Dezemberwetter war ein unwürdiger Rahmen, denn dass sie, das in Herne geborene Kind türkischer Eltern, offiziell Deutsche würde, war für sie etwas ganz Besonderes.
Eigentlich nicht außergewöhnlich. Jeden Monat bekommen Herner aus aller Welt, die den Deutsch-Antrag gestellt haben, ihre Urkunde. Aber einmal im Jahr begrüßt der Oberbürgermeister ein paar von ihnen persönlich – eine Geste: Migranten sind hier willkommen. Das Ganze heißt dann „Großer Einbürgerungsempfang“.
Am Nachmittag war es endlich so weit. Konak saß im großen Sitzungssaal des Herner Rathauses, zusammen mit 15 anderen Männern und Frauen. Sie stammen aus der Türkei, aus Polen, Griechenland, Nigeria, der Dominikanischen Republik und aus Südkorea. Vorne stand Oberbürgermeister Horst Schiereck und rief einen nach dem anderen auf. Zeynep Konak musste lange warten, bis sie endlich ihren Namen hörte. Zügig ging sie Richtung Podium. Schiereck überreichte ihr die Urkunde, las ein paar Stichworte aus ihrem Lebenslauf vor und reichte ihr die Hand. Nach der Zeremonie ein Foto auf der „Hochzeitstreppe“, dann ein Empfang mit kaltem Büfett.
Konak wirkte nun entspannt. Die Aufregung, sie war von ihr abgefallen. Was sie jetzt vorhabe? „Ich will meinen Master im Ausland machen. Als Deutsche geht das viel einfacher.“