Herne. .

Respekt. Höflichkeit. Offenheit. Die drei Begriffe stehen auf der hellen Seite der Tafel. Auf der anderen, dunklen Seite ist es beispielsweise „kein Respekt“ oder „unsozial“. Die Tafel befindet sich in einem Klassenraum des Gymnasiums Wanne. Hier findet das „Benimm ist in“-Seminar statt. Die Schüler sollen respektvolle und angebrachte Verhaltensmuster lernen, die vor allem im Berufsleben das A und O darstellen. Die 15 Jungen und Mädchen aus den Klassen zehn und elf – oder wie es heute heißt: Einführungsstufe und Q1 - sollen ein Gefühl vermittelt bekommen, was angebracht ist und was nicht. Dafür hat sich Seminarleiterin Marika Peöthner verschiedene Spiele ausgedacht wie z.B. ein Quiz. Auf den Overhead-Projektor legt die Leiterin verschiedene Folien mit Fragen auf wie beispielsweise „Was sollten Frauen auf der Arbeit nicht tragen?“. Nachfolgend sind vier Antwortmöglichkeiten, wie etwa „bauchfreies Top“ oder „modische Kleidung“, jeweils einer Farbe zugeordnet. Die Kids haben dazu Karten in den jeweiligen Farben bekommen. Sie sollen damit aufzeigen, welche Antwort ihnen richtig erscheint. Schon nach kurzer Zeit fühlt man sich wie auf dem Fußballplatz, wenn die roten und gelben Karten nur so in die Luft fliegen.

Ein wichtiger Aspekt beim Seminar ist die menschliche Interaktion. Dazu gehört der Umgang mit Small Talk. Zwei Mädchen übernahmen die Rollen einer Chefin und einer Praktikantin. Wie im echten Leben, wenn Chef und Praktikant aufeinandertreffen, beginnt das Gespräch doch etwas holprig. Mit der Zeit entwickelt sich das, was man sich unter Small Talk vorstellt: eine nette, kleine Unterhaltung über Dinge, die eigentlich doch recht unwichtig sind.

Das Seminar ist der Startschuss für eine große Umgestaltung am Wanner Gymnasium. Im Februar 2012 eröffnet das neue Berufsorientierungsbüro „BOB“. Dabei soll innerhalb der Schule ein permanenter Beratungsraum eingerichtet werden, der entweder mit Lehrern oder mit Experten der Arbeitsagentur besetzt ist. Der Koordinator der Schule für Studien- und Berufsberatung Martin Caldéron fasst das Programm so zusammen: „Das BOB ist die optimale Vorbereitung für das Berufsleben. Wir schaffen einen sichtbaren Anlaufpunkt für die Schüler, ähnlich dem Berufsinformationszentrum.“

Die Initiative „Zukunft fördern“ spendet dafür 5000 Euro. So ist es auch nicht verwunderlich, dass gerade die Schüler der Einführungsstufe und Q1 das Benimm-Seminar als Einstieg absolvieren. Die Zehner gehen nun in ihr erstes Praktikum, während die Älteren so langsam den Blick auf die Berufsbewerbungen werfen.

„Man muss sich immer anpassen“, mahnt Leiterin Marika Peöthner. Das stimmt sicher nicht immer, aber für den Start ins Berufsleben gibt es bestimmt schlimmere Tipps.