Herne. . Gut zwei Monate vor der Eröffnung geht es bei Zurbrüggen zu wie im Taubenschlag. Während unten die Möbel eintreffen, ist oben noch Rohbau. Mehrere hundert Handwerker schrauben, schleifen und polieren.

Ein sattes Rauschen! So soll es sein. Christian Zurbrüggen hat die Dunstabzugshaube mit aufgedruckter New-York-Skyline in Gang gesetzt – Außenabluft inklusive. Der 46-jährige Juniorchef des gleichnamigen Möbelhauses steht zufrieden zwischen modernem Küchenchic, freistehenden Kochinseln und hochglänzenden Kühlschränken. Nur die schwebende Küche fehlt noch. Die baut der Hersteller demnächst selbst auf.

Die Küchenabteilung ist schon so gut wie fertig bestückt. An anderen Stellen im neuen Möbelhaus an der A-43-Abfahrt Eickel ist noch Rohbau. Ein riesiger Kran befördert Alu-Lamellen aufs Dach. Handwerkerkolonnen sägen, bohren, schweißen, schrauben und polieren. Auf dem Parkplatz zieht die Teermaschine ihre Bahnen. Die Walze drückt den schwarzen Belag platt. Eine Spedition liefert helle Sofas an der Rampe ab.

Wer hinein will, muss am Sicherheitsdienst vorbei und sich registrieren. „Wir haben im Moment nur den einen Ein- und Ausgang“, sagt der künftige Filialleiter Dirk Melches (43). Sicher ist sicher. Soll ja nichts wegkommen. Neulich stellte die Security nachts um 4 Uhr zwei Ganoven. „Bislang sind nur zwölf Armaturen weggekommen. Das ist eigentlich eine ganz gute Quote.“

Warnschilder zweisprachig

Alle Warnschilder sind zweisprachig geschrieben, deutsch und polnisch. „Die Polen haben ausgezeichnete Schreiner“, sagt Zurbrüggen. Die sind gerade in der ersten Etage fleißig dabei, Zwischenwände zu bauen und Schrankwände zusammenzuzimmern. Schraube für Schraube, Nagel für Nagel, Brett für Brett. Ikea lässt grüßen.

Direkt hinter den Schrankwänden, hinter einer Feuerschutzwand und unsichtbar für die Kunden, ist das Lager. Hier stapeln sich Sofas und Kartons. Zurbrüggen hat alleine Ware für sechs Millionen Euro eingekauft. „Alle Ausstellungsstücke gehören uns.“

„Der Mensch hat einen Rechtsdrang“

Etage für Etage haben sich die Handwerker durchgearbeitet. Unten, rechts hinter dem noch verbretterten Eingang stellen die Schreiner Regale für Haushaltswaren auf. Besteck und Porzellan, sortiert nach Marken. Villeroy und Boch trifft Fissler. Der Kunde wird hier direkt durchgeleitet. „Der Mensch hat einen Rechtsdrang“, sagt Christian Zurbrüggen. Loop, nennen die Einrichtungshausgestalter diesen Weg.

Der Zeitplan ist eng gesteckt. Möbelkarton trifft Bohrmaschine. Auch die markante Spindel in der Mitte des Hauses wird noch von einem Gerüst überwuchert. Und wenn ein Gewerk mal schwächelt, wackelt die Planung.

Weiter oben, wo später die Bestell-Ware steht, poliert Adrian aus Polen mit der Schleifmaschine den Boden. Das fahle Baustellenlicht bricht sich in den Staubwolken. Ja, der Staub. Der hängt überall. „Wir müssen hier bestimmt zehnmal mit der Putzkolonne durch“, sagen Chef und Filialleiter übereinstimmend. Eigentlich sollte eine Maschine den Staub anfeuchten und aufwischen. Doch das Gerät lässt auf sich warten.

Oben unter dem Dach entsteht so ganz nebenbei eines der größten Restaurants in Herne. 300 Gäste sollen sich gleichzeitig mit Blick auf Schornsteine und Röhren vom Chemiewerk gegenüber die Bäuche vollschlagen und den Möbelkauf planen. Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Christian Zurbrüggen schwärmt von der Kulisse: „Das ist Industriekultur pur.“