Herne. . Zwei Wanne-Eickeler bieten ihre Dienste als „Die Bewerbungsschreiber“ an. 60 bis 70 Anfragen im Monat stimmen die beiden 28-jährigen Jungunternehmer optimistisch.
Auf der Suche nach einem Praktikum in Japan wurde Tim Nowotny zum Profi. Er schrieb Bewerbungen „im dreistelligen Bereich“ und las sich durch die einschlägige Literatur. Als ihm später sein Bekanntenkreis die Bewerbungen zuzuschieben begann, stellte ihm Stefan Gerth die entscheidende Frage: „Warum nimmst du kein Geld dafür?“ Inzwischen haben Nowotny und Gerth, beide 28 Jahre alt, zusammen ein Unternehmen gegründet, und es läuft. Gut sogar, sagen die beiden Wanne-Eickeler, die mit ihrem Onlineportal „www.die-bewerbungsschreiber.de“ ein maßgeschneidertes Rundum-Sorglos-Paket anbieten.
Ob Bewerbungsschreiben, Motivationsschreiben, Lebenslauf oder Bewerbung um ein Stipendium: Der Ökonom Gerth und der Wirtschaftsingenieur Nowotny haben den Ehrgeiz, ihren Kunden die Tür zum persönlichen Gespräch zu öffnen, und dazu braucht es ansprechende Unterlagen. „Wir lassen uns die Dokumente schicken und führen dann Telefongespräche zum Kennenlernen“, erklärt Tim Nowotny. Banker haben sie schon beraten wie Doktoranden, Auszubildende oder Studierende auf der Jagd nach einem Erasmus-Stipendium. Ein „Starter“ zahlt für seine Bewerbungsmappe übrigens 60 Euro, dazu gehören Deckblatt, Schreiben und Lebenslauf; 150 Euro kostet das teuerste Paket, ein internationales Bewerbungsschreiben auf Englisch mit gesondertem „Motivationsschreiben“.
Wie die Schreiben aussehen, hängt maßgeblich von der Branche ab. „Wer sich bei einem Zeitungshaus bewerben will, sollte auf rote Rosen im Lebenslauf verzichten“, rät Stefan Gerth der Redakteurin, dagegen komme das gleiche dekorative Element in einer Gärtnerei vielleicht sogar gut an. „Ein kreativer Beruf verträgt mehr Kreativität“, so seine Faustformel, „bei einer Bank wäre ein extravagantes Design nicht passend.“
Unbedingt zu vermeiden sind Rechtschreibfehler. Genau nehmen sollten es die Bewerber auch mit der Wahrheit, sagen die Jungunternehmer. Aufschneiden gilt nicht, aber: „Man sollte sich nicht kleiner machen als man ist“, sagt Nowotny, der die Schwierigkeiten vieler Kunden kennt, sich selbst geschickt zu vermarkten. Sind bestimmte Kenntnisse nicht da, wie z.B. ein sicheres Englisch, rät Gerth dazu „den Punkt rauszulassen und andere Fähigkeiten nach vorne zu stellen“.
„Momentan haben wir 60 bis 70 Anfragen im Monat“, sagt Stefan Gerth, der nicht gezögert hat, seine Anstellung im Online-Marketing aufzugeben und sich ganz der Selbstständigkeit zu widmen, während sein Kompagnon noch bei einem Energiekonzern beschäftigt ist. Drei freie Mitarbeiter helfen. Eine Beratung oder Unterstützung für Existenzgründer haben die Bewerbungsschreiber bisher nicht in Anspruch genommen. Ein Büro wird gerade gesucht.
„Wir wissen, wie wir auf uns aufmerksam machen“, erklärt Stefan Gerth selbstbewusst. Er weiß aus dem Online-Marketing, was er tun muss, um in den Suchmaschinen oben zu landen. Das Duo glaubt an die eigene Qualität: „Der Kunde zahlt erst, wenn er zufrieden ist“, sagt Nowotny. Erst zwei Rechnungen seien in einem halben Jahr nicht beglichen worden.
Der (noch etwas textlastige) Internet-Auftritt www.die-bewerbungsschreiber.de wird momentan überarbeitet. Die Jungunternehmer haben vor, sich noch stärker auf das Feld der Online-Bewerbungen zu verlegen: Job-Portale der Konzerne oder Karriere-Portale wie Xing etwa. Sogar „die Beseitigung digitaler Spuren“ kann geordert werden.