Fragen und Antworten zum Wanne-Eickeler Unternehmen. Die Konzern-Mutter hatte am Dienstag Insolvenzantrag gestellt. Gründer-Urenkel Jürgen Thumann ist weiter Mehrheitseigentümer

Wer ist insolvent?

Die Muttergesellschaft Heitkamp BauHolding GmbH hatte am Dienstag Insolvenzantrag gestellt. Die Mutter beschäftigt etwa 40 Mitarbeiter. Sie erbringt reine Verwaltungsdienstleistungen für die Töchter, die das klassische Baugeschäft ausführen. Die Töchter mussten alle ihre Gewinne an die Mutter abführen. Die Einnahmen reichten laut Unternehmen dennoch nicht aus, um „erhebliche Altlasten“ abzubezahlen.


Welche Geschäftsfelder beackert Heitkamp?

Die größte Tochter ist mit 340 Mitarbeitern die Ingenieur- und Kraftwerksbau GmbH. Eine weitere Tochter ist der Erd- und Straßenbau mit 200 Mitarbeitern. Dazu kommt die Umwelttechnik mit 100 Mitarbeitern. Weitere Töchter: Domoplan-Baugesellschaft, Heitkamp-Projektpartner, Beton- und Monierbau, Bergsicherung Schneeberg, Bergsicherung Ilfeld. Heitkamp besitzt Beteiligungen an der Mitteldeutschen Bergbau-Service und an der Gesellschaft für Injektionstechnik.

Was passiert jetzt mit den Töchtern?

Das ist noch offen. Eine Möglichkeit ist, dass die Töchter mit ihren insgesamt 1000 Mitarbeitern ihre Gewinne behalten dürfen und unabhängig wirtschaften. Laut Unternehmen schreiben alle Töchter derzeit schwarze Zahlen. Die Sparte Kraftwerksbau hat sich im Sommer von Mitarbeitern getrennt, einen Sozialplan verabschiedet. „Es geht jetzt um eine Restrukturierung der Gesellschafterstruktur“, sagt Sprecher Holger Voskuhl. Heitkamp wolle Investoren finden, die frisches Kapital ins Unternehmen bringen.

Welche Krisen hat Heitkamp schon durchlebt?

Der Name Heitkamp tauchte in den vergangenen 20 Jahren immer wieder im Zusammenhang mit Krisen auf. Heitkamp trennte sich von schwachen Unternehmensteilen und Mitarbeitern. Vor 20 Jahren zählte Heitkamp mit 9000 Beschäftigten zu den größten Familienunternehmen Deutschlands. Der größte Einschnitt im Jahr 2007: Damals musste die Bergbausparte Deilmann-Haniel Insolvenz anmelden. Heitkamp trennte sich von fast allen Sparten außerhalb des reinen Baugeschäfts.

Welche Menschen stecken hinter dem Unternehmen?

Geschäftsführer der Heitkamp BauHolding sind die beiden Ingenieure Michael Müller und Jörg Kranz, sowie der Kaufmann Gerhard Wilwerding. Die drei sind einzeln auch in den Geschäftsführungen der Töchter vertreten.

Was ist aus der Familie Heitkamp geworden?

Die über ein kompliziert gestricktes Netz noch im Unternehmen vertreten. Gründer-Urenkel Jürgen Thumann ist aktuell Mehrheitseigentümer. Sein Cousin Engelbert Heitkamp, der lange Zeit Hauptanteilseigner war, übertrug ihm im Februar 2009 seine Anteile. Der gebürtige Schwelmer Thumann gilt als Atom-Lobbyist. Er war lange Jahre Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie.

Was sagt die Geschäftsführung zur Insolvenz?

Die Geschäftsführer der Heitkamp BauHolding schweigen weiter zur Insolvenz. Sie verweisen einstimmig auf den Pressesprecher des Sanierungsexperten Dr. Frank Kebekus.

Was sagt der Betriebsrat?

Auch der Betriebsratsvorsitzende Heinz Wessendorf hält sich zurück. Er verweist auf die Gegenseite, die Geschäftsführung und Kebekus.