Essen./Herne. .

Elf Jahre Haft wegen Totschlags sitzt er zurzeit ab. Jetzt droht dem 60-jährigen Dorstener Norbert O., der 2007 in Herne seine Ehefrau erschoss, eine weitere Haftstrafe. Vier Banküberfälle in Bottrop, Gelsenkirchen und Köln wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor der V. Essener Strafkammer vor.

Ausgerechnet die Schüsse aus der Walther PPK, Kaliber 7,65 mm, die er auf der Rottbruchstraße in Baukau am Morgen des 29. September 2007 auf seine Ehefrau abgab, könnten dafür sorgen, dass er lange nicht mehr in Freiheit kommt. Nach der Tat untersuchte die Polizei seine Pistole und erzielte bei der Suche in der Vergleichskartei zwei Treffer. Mit dieser Waffe hatten Unbekannte in den 90er Jahren Glastüren von Sparkassen in Köln und Bottrop aufgeschossen. In Köln hatte einer der Täter Blutspuren hinterlassen. Die DNA, so die Ermittler, passt zu der des Angeklagten.

Und sie führt zu zwei Überfällen in Gelsenkirchen. Am 5. Juli 2004 und am 5. April 2005 war ein bewaffneter Unbekannter, getarnt mit Fahrradhelm und hautfarbener Maske, in die Sparkasse am Eppmannsweg eingedrungen und hatte insgesamt 30 000 Euro erbeutet. An einem Fahrrad, das er zur Flucht benutzte, stellten die Ermittler DNA-Spuren sicher, die zum jetzt Angeklagten passen.

Wie nah der Schrecken dieser Überfälle noch liegt, zeigten die Zeugenaussagen am Freitag, erster Prozesstag. 14 Jahre sind seit der Tat in Bottrop vergangen. Aber alles lebt wieder auf. Zeitweise verliert eine 45-Jährige, damals Kassiererin in der Sparkassenfiliale an der Kirchhellener Straße, die Kontrolle über ihre Stimme: „Ich kann keine Krimis mehr sehen, über keinen Überfall in der Zeitung lesen und keine Masken mehr sehen.“

Mit Karnevalsmasken vor dem Gesicht und Pistolen in der Hand hatten die Täter sie am 29. Februar 1996 im Inneren des Geldinstitutes erwartet, als die Kassiererin morgens die Tür aufschloss. Sie warteten mit ihr als Geisel auf die übrigen Mitarbeiter, dann ließen sie sich den Tresor öffnen. Umgerechnet 185 000 Euro erbeuteten sie.

„So ein Quatsch“, sagt der Angeklagte, nachdem Staatsanwalt Thomas Holz die Anklage vorgelesen hat. Und bekräftigt: „Ich habe damit nicht das Geringste zu tun.“ Richterin Luise Nünning führt die Waffe als belastendes Indiz an. Norbert O. kontert: „Fragen Sie meinen Schwager in Herne. Der hatte sie zu 80 Prozent in Besitz.“ Direkt reumütig hört es sich nicht an, wenn er über den Tod seiner Frau spricht. Sie hatte die Wohnung in Dorsten-Hervest verlassen und war nach Herne gezogen. Dort erschoss Norbert O. sie. Er wolle es nicht rechtfertigen, sagt er, und schränkt ein: „Ist normale menschliche Haltung, wenn man ein ganzes Jahr provoziert wird und zufällig eine Waffe hat.“