Sie sehen aus wie harte Jungs, aber sie lieben die zarten Töne. Die Herner Jungendlichen Tim Smytzek (T-Sm Music) und Marco Müller (MQstylez) dichteten Songs wie „Nur du“ und „Ohne Dich“.
Mit Verlaub: Auch wenn Marco Müller so nicht sein will, auf den ersten Blick erinnert er schon an diese Rüpel-Rapper aus dem Fernsehen. Der zackige Kurzhaarschnitt lugt unter einer Schirmmütze hervor, um den Hals trägt er eine glänzende Kette. Am rechten Unterarm ein auffallend großes Tattoo. Er sitzt auf seiner Couch, steckt sich die nächste Zigarette an und sagt Sätze wie diesen: „Also, emotionstechnisch hauen wir echt schon rein.“ Das passt dann gar nicht mehr zum Rüpel-Rap.
Deutsch-Rap mit Sinn
„Wir machen Deutsch-Rap mit Sinn“, sagt Tim Smytzek, der sitzt auf der Couch gleich daneben. T-Sm Music nennt sich der 24-Jährige auf der Bühne, zusammen mit seinem musikalischen Partner Müller, genannt MQstylez, macht er Hip-Hop. „Ich nenne es Deutsch-Rap mit Herz“, sagt Müller. „Er macht viele Lovesongs“, fügt Smytzek hinzu. Liebeslieder. Mit dem Gangster-Gehabe, das im deutschen Hip-Hop immer noch große Erfolge feiert, hat das wenig zu tun. „Nur du“ und „Ohne dich“ heißen die Songs, es geht um die großen Gefühle, um Zwischenmenschliches, „um Lebenserfahrungen, die wir so gemacht haben“, sagt Tim Smytzek.
„Zu zweit kannst du einfach mehr erreichen als alleine“
Dass die beiden Rapper überhaupt zusammen reimen, war mehr Zufall als Plan. Beide nahmen im Sommer am Cranger-Kirmes-Talentwettbewerb „Revierkönig“ teil, beide landeten auf den vorderen Plätzen, da entschieden sie: Zusammen ist noch mehr drin. „Zu zweit kannst du einfach mehr erreichen als alleine“, sagt Tim Smytzek, und das klingt fast nach pädagogischer Botschaft. Erreichen wollen die beiden Rapper noch eine ganze Menge.
„Ein Plattenvertrag wäre schon ein Ziel“, sagt Marco Müller, wenn auch noch ein weit entferntes. „Realistisch ist es, erstmal ein paar Gigs an Land zu ziehen“, sagt Pragmatiker Smytzek. Konzerte wollen die Musiker spielen, Live-Erfahrung sammeln und nebenbei an Beats und Raps fürs Debütalbum schmieden — das soll im nächsten Jahr erscheinen. Geschrieben wird im Wohnzimmer von Marco Müller, die musikalische Begleitung kommt als elektronischer Klang aus dem Computer. „Früher dachte ich immer, man braucht ein richtiges Tonstudio“, sagt Müller. Heute weiß er es besser. Zum Aufnehmen reicht ein Mikrofon, zum Vertrieb das Internet. Die Songs entstehen mal in wenigen Stunden, mal braucht es Tage oder Wochen. „Man will es ja auch gut machen“, sagt Tim Smytzek. Marco Müller zieht an seiner Zigarette und nickt.