Herne. . Bei Familie Mieske können Besucher im Sarg Platz nehmen. Die Herner Familie hat einen Altbau zur privaten Geisterbahn umgebaut. Als immer mehr Kinder Süßes oder Saures forderten, kam Grusel-Mama Melanie Mieske (35) die Idee, zurückzuschlagen.

Durch den Sarg und dann rechts. Der Lichtschalter fürs Treppenhaus ist gut versteckt. „Sorry“, sagt Melanie Mieske und lacht. Wenn purer Horror auf enge Altbautreppenhäuser trifft, muss man eben Kompromisse eingehen.

Aber nur ausnahmsweise. Der Rest ist perfekt inszeniert. Aus der Abstellkammer kommt ein Stöhnen, unterm Fensterbrett jault es. Und die hübschen Fotos von Oma und Opa verwandeln sich beim näheren Hinsehen in Grufti-Porträts. Stufe für Stufe geht’s nach oben, tastend durch Glibber und Schleim. Man sieht die Hand vor Augen nicht. Überall Fratzen, fieses Grinsen und Skelette. Eine Spinne fällt von der Decke. Ob das endlich mal ein Ende hat . . .?

Auf Absatz drei kauert schließlich die Hausherrin. Sie kämpft mit dem Schalter der Nebelmaschine. „Jedes Jahr geht eine kaputt“, sagt Melanie Mieske. Ob da Geisterhand im Spiel war . . .?

Die 35-Jährige ist schon seit Wochen im Gruselfieber. Sie hat den Altbau an der Rheinischen Straße mit schwarzen Tüchern abgehängt, Spinnweben aus Watte durch den Flur gespannt und den Springbrunnen neben den aufgeschütteten Gräbern im Hof blutrot eingefärbt. Vier Tage noch bis Halloween. Und längst ist noch nicht alles fertig. „Am Anfang haben wir einen Tag zum Aufbauen gebraucht. Das reicht längst nicht mehr“, sagt Mieske, die den Halloween-Spuk in diesem Jahr zum sechsten Mal veranstaltet.

100 Kinder im vergangenen Jahr

„Wir wollten zurückschlagen“, sagt die Mutter. Ständig habe es am 31. Oktober an der Tür geklingelt. Bittstellende Kinder mit hässlichem Grinsen forderten Süßes oder Saures. Sollen sie haben. „Aber erst, wenn sie unseren Hausflur überstanden haben.“

Die Aktion hat sich herumgesprochen in Röhlinghausen. Im vergangenen Jahr kamen 100 Kinder samt Anhang. In diesem Jahr könnten es noch ein paar mehr werden. Das Halloweenhaus lässt sich ja auch nicht übersehen. Eine Spinne mit gut einem Meter Durchmesser (einschließlich Spinnweben) seilt sich an der Fassade ab.

„Wir nehmen keinen Eintritt. Jeder kann kommen“, sagt Trödelmarktliebhaberin Melanie Mieske. Sie hat wohl schon viele hundert Euro in das Projekt investiert, Devotionalien aus dem Fachhandel in Holland importiert

Opa lebt!

Während die Halloween-Mama so redet, öffnet sich knarzend die Haustür. Opa kommt heraus. Quietschlebendig und ganz freundlich! Die Nachbarn hatten schon Schlimmstes befürchtet, als der Sarg angeliefert wurde.

Das Fieber ist mittlerweile auch auf Ehemann Robby (43) übergesprungen. Der Elektriker übernimmt die technische Verantwortung für das Grusel-Projekt, verkabelt die Blitzlichter und Lautsprecher im Treppenhaus.

Geisterbahn auf der Cranger Kirmes ist langweilig

Auch die Kinder Justin Luca (7) und Luna-Marie (5) haben sich in dieses irische Gruselfest mit amerikanischem Kommerz verliebt, schleichen von Spinne zu Spinne durch das Treppenhaus. Die Geisterbahn auf der Cranger Kirmes kann Justin Luca nicht mehr beeindrucken. Er weiß es genau: „Mama, unser Haus ist gruseliger.“

Hinter dem schwarzen Vorhang wartet schon ein Weihnachtsmann. „Der kommt raus, wenn die Halloween-Klamotten wieder auf dem Dachboden und im Keller sind“, sagt Mieske. Gibt’s demnächst also auch ein Weihnachtshaus? Nicht ausgeschlossen. Noch sagt Melanie Mieske: „Das wird alles eine Nummer kleiner.“ Noch.