Herne..

Der Berliner Literat Thomas Kapielski lotete in der Alten Druckerei den Ernst der Komik aus. Das „Duo K und K“ steht dabei ebenso für Saxophonist Eckard Koltermann, der die Lesung Kapielskis unveröffentlichter Werke musikalisch abrundete.

Kapielskis literarischer Stil pendelte zwischen Berliner Tristesse und Poesie des kleinen Mannes – so fand er etwa im rauchenden Mann mit himmelblauem Bademantel einen Engel. Die Philosophie eines Biertrinkers hauchte der Literat seinen Protagonisten ein. Das vermeintlich Unbesondere wurde in den immer neuen Überlegungen zu festen Größen, an die das Kapielski-Ich sich klammerte. So kreisten seine gedanklichen „Mulitversen“ mal um Bohnen, mal um Geflügel, von dem man nur jene Vögel esse, die schlecht fliegen und schlecht singen können.

Dass die beiden Künstler auch privat befreundet sind, zeigte sich durch ihren laxen Umgang miteinander. So hob bei einer Textstelle Kapielski zu einem Loblied auf die „gelben Ringelblumen“ und die Malven („euch lieb ich allesamt“) an, während Koltermann improvisierte. „Bist du schon fertig?“ fragte Koltermann plötzlich und setzte sein Saxofon an – zur Belustigung der Zuschauer.

Ebenso lösten die philosophischen Tiefen des literarischen „Kapielski-ich“ Kichern im Publikum aus – etwa wenn dieser große Worte erfand („fluktuierender Luxus und luxuriösen Fluxus“) oder über Urin nachdachte.

„So, jetzt mach wat draus!“ forderte der Literat bei letzterem Thema seinen Musikerfreund heraus. Und Koltermann machte wat draus. Ein dunkles Timbre des Baritonsaxofons erfüllte den Raum. Dem Herner gelang stets eine musikalische Präsenz, die oft ihren Bezug zu den Textpassagen fand. Mit nachgemachtem „Hühnergackern“ zeigte auch er komisches Talent.

Doch die zumeist melancholischen Themen, über die der Herner mit großer Inspiriertheit improvisierte, verliehen dem Kapielski-Biertrinker-Ich so eine gewisse Tragik.

Auf der Bassklarinette mit ihrem spezifischen Schnarren wurde Koltermann zu einer modernen Klangsprache hingerissen. Sein letztes Stück „Old folks“ widmete er dem kürzlich verstorbenen Jazz-Pianisten Heinz Oehlmann (Die WAZ berichtete). Literatur und Musik – beides zeigte sich hier von ernster wie auch komischer Seite. Diese Künstler haben aus dem Leben gegriffen!