Herne/Bochum. .
Die Herner Tanztruppe Renegade zeigt die zweite Inszenierung der Kooperation mit dem Schauspielhaus Bochum. „Der verlorene Drache“ feiert Samstag Premiere.
„Im Ruhrgebiet sind Diamanten zu entdecken“, findet Thomas Laue. Der Chefdramaturg des Bochumer Schauspielhauses meint damit Renegade, das Herner Tanztheaterprojekt von Zekai Ferenci, mit dem das renommierte Haus nun schon die zweite Produktion auf die Beine stellt. „Der verlorene Drache“ feiert am Samstag, 15. Oktober, Uraufführung und Premiere.
Das Stück ist die dritte Zusammenarbeit mit der Regisseurin, Folkwang-Professorin und Choreographin Malou Airaudo. 2010 brachte man zusammen „Schwarze Katze“ für das Kultuhauptstadtprojekt Melez heraus, im letzten Jahr eröffnete „Irgendwo“ die neue Intendanz in Bochum.
„Irgendwo“ ist ein riesiger Erfolg am Bochumer Haus, Laue berichtet von einer Auslastung von 95 Prozent. Genau wie bei den ersten beiden Arbeiten auch diesmal das Konzept: Die von der Herner Kompanie ausgewählten Tänzer mit Ausbildung „von der Straße“ treffen auf klassisch ausgebildete Tänzer. Die Choreografin Malou, jahrzehntelang eine der führenden Kräfte in der Truppe um die Wuppertaler Tanztheater-Ikone Pina Bausch, lässt diese Auffassungen von Bewegungskunst aufeinanderprallen. „Das ist kein weiteres Hip-Hop-Projekt“, so Laue mit Blick auf viele Stadttheater-Projekte. Vielmehr entwickele Malou Airaudo mit ihren Protagonisten „eine neue Tanzsprache“. Die 1948 In Marseille geborene Airaudo schätzt vor allem die Energie ihrer nicht-klassisch-geschulten Tänzer. Und sagt Sätze wie „Tanz ist Tanz. Und es ist Kunst.“ Vor der Erfahrung mit der Herner Truppe habe sie 50 Jahre mit versierten Technikern zusammengearbeitet. Sie geht nicht soweit, das langweilig zu nennen, doch es ist herauszuhören, dass „die Tanzexplosionen“ der Street-Art-Künstler für sie eine neue Qualität haben.
Unglaublich etwa die Geschichte von Adnan Dushaku, der sich kurz vor Probenbeginn den Arm brach. Was üblicherweise zu einer Neubesetzung geführt hätte, wird hier durch puren Willen anders gehandhabt. Er probte weiter und wird am Samstag auf der Bühne stehen.
Der Titel der Produktion verweist nicht auf eine erzählte Geschichte. Malou Airaudo schätzt daran die Mehrdeutigkeit. Die Energie des Fabelwesens, das Leichte des Papierfluggerätes und das Verlorene des Menschen treffen in diesen drei Worten zusammen. Das schafft Raum für Assoziationen, die tänzerisch bebildert werden.