Herne..

Auch ohne Anpfiff kann Fußball brandheiß, spannend und lustig sein. Wenn beispielsweise berühmte und beliebte Rasenkünstler aus dem Revier darüber plaudern. Für die Vorstellung seines ersten Buchs hatte sich Gregor Schnittker eine besondere Umgebung ausgesucht: das Vereinsareal des SC Westfalia.

Einige prominente Zeitzeugen brachte er gleich mit, darunter Siggi Held, Hermann Erlhoff, Klaus Senger, Klaus Fichtel und Werner „Acker“ Weist. Entsprechend groß war das Interesse. Vereinsheim und Festzelt von Westfalia Herne platzten Mittwoch Abend fast aus allen Nähten.

Der WDR-Journalist Gregor Schnittker, in Bochum geboren und heute in Dortmund zu Hause, hat sich für sein erstes gedrucktes Werk die wohl emotionalste, berühmteste und immer wieder spektakuläre Begegnung im deutschen Fußball vorgeknöpft. „Revier-Derby: Die Geschichte einer Rivalität“ beschreibt 37 dramatische Partien zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund. Schnittker schlägt den Bogen vom ersten Derby von 1925 bis zum Supercup 2011.

Ben Redelings, selbst bekannter Autor mehrerer Bücher über das „liebe Leder“, hielt als Moderator Podium und Publikum sauber im Griff. So kitzelte er aus dem Autor, der selbst von Berufs wegen ein hartnäckiger Fragesteller sein muss, heraus, dass er durchaus mit dem BVB sympathisiere. „Bei meinem Buch habe ich aber strikt Neutralität gewahrt“, lautet Schnittkers Selbsteinschätzung.

Ob Gerald Asamoah, „Ente“ Lippens, der vom Hund gebissene Friedel Rausch, der Schiedsrichter des „vernebelten“ Derbys vom November 1966 oder der friedensstiftende Einsatzleiter der Dortmunder Polizei, viele bekannte und unbekannte, aber in jedem Fall interessante Menschen kommen zu Wort. Schnittker gibt auch Rat: „Wer seine Freundin zum ersten Mal ins Stadion führen möchte, um ihr die Faszination seines Vereins zu zeigen und den Grund seiner ständigen Abwesenheit, der besorgt Karten für das Spiel gegen Hoffenheim. Mit dem gemeinsamen Besuch des Derbys könnte die zarte Liebe Schaden nehmen.“

Der Autor bewies für die Präsentation seines Erstlings strategisches Geschick und Spielerqualitäten: Er stellte sein Werk in Herne, „weil neutraler Boden“, vor, und „weil in Herne am 3. Mai 1925 das erste Derby stattfand: Schalke gewann mit 4:2 gegen Dortmund“.

Ein gelungener Abend. Das Publikum schwelgte in Erinnerungen, ergötzte sich an Pointen und lachte über saftige Antworten („Aki“ Schmidt lästerte über seinen damaligen BVB-Mitspieler Timo Konietzka, eine Quelle von Schnittker: „Der Mann hat dich nach Strich und Faden verarscht“).