Wanne-Eickel. .

Albrecht Corduan aus Röhlinghausen entstammt einer alten Bergmannsfamilie. Nun hat er seinem „Lieblingsonkel Hans“ ein Denkmal gebaut - es zeigt den 1975 verstorbenen Hans Jambor vor seinem Haus an der Eisenstraße.

„Hänschen“, sagt Cervinski, saß da früher jeden Tag. Und jetzt ist er wieder da! Dabei ist Hänschen doch schon 1975 gestorben, und nun hockt er auf der Treppe, schmokt und hat sich ‘ne Flasche Bier aufgemacht.

Grete Cervinski hat ihn früher jeden Tag da sitzen sehen. Wenn Hans Jambor von seiner Schicht auf Königsgrube kam, entspannte er vor seiner Haustür, und wenn ein Nachbar vorbeikam, haben sie ein bisschen geklönt. „Mein Mann und der Hänschen waren befreundet“, erzählt Cervinski, die ganz in der Nähe wohnt. Mittlerweile lebt Albrecht Corduan in Jambors altem Haus in der Siedlung „Königsgrube“, er hat seinem „Onkel Hans“ jetzt ein lebensgroßes Denkmal gebaut.

Corduan, 54, mag, sammelt und interessiert sich für alles, was mit dem Bergbau zu tun hat. In seinem Garten stehen rostige Körbe, früher hingen die mal in der Kaue von Zeche Unser Fritz. Jetzt lagert der Wanne-Eickeler darin alte Putzlappen. Manchmal, wenn er Besuch hat und Corduan merkt, dass der Gast seine Liebe zu allem Alten, Erinnerungsträchtigen, Sentimentalen teilt, dann packt er ihm schon mal spontan den Kofferraum voll mit lauter Zeugs. „So hab ich wieder Platz für andere Sachen, und mich freut es, wenn sich Leute drüber freuen.“ Ein Sammler war er immer. Als Kind habe er schon nichts wegschmeißen können, zum Missfallen seiner Eltern. Heute herrscht auf Corduans Grundstück chronischer Platzmangel, denn solange es Sperrmüll-Sammlungen und Industrie-Ruinen gibt, geht ihm der Nachschub nicht aus.

Corduan entstammt einer uralten Bergmannsfamilie, Püttologen-Adel gewissermaßen: Sein Uropa war Kumpel, sein Opa, sein Vater – die Berufswahl fiel ihm zunächst leicht. Obwohl der Papa, der jahrzehntelang auf Unser Fritz und Consol malocht hatte, seinen Kindern mitgab: „Bevor sie auf Zeche gehen, erschlage ich sie lieber selbst.“ Unter Tage war’s früher halt nicht nur unkomfortabler, sondern auch gefährlicher als heute. Trotzdem fing Corduan eine Lehre auf Pluto an, brach sie jedoch ab: „Ich bin mit dem rauen Umgangston nicht klargekommen.“

Und weil er weiß, wovon er spricht, verwehrt er sich gegen den Verdacht, die rosarote Kitschbrille auf der Nase zu haben. Corduan ist Sammler, kein Bergbau-Romantiker. Auch seine Freundin nicht. Petra Kern hat mal über die Bergmänner gedichtet. „Die Angst, die fährt zur Grube ein“ reimte sie, „die Angst, es könnt das Letzte sein.“