Herne. .
Für Kinder und Jugendliche in Notsituationen gibt es den so genannten Noteingang. Das sind Geschäfte oder Einrichtungen, die mit einem Aufkleber im Schaufenster darauf hinweisen, dass sie Kindern und Jugendlichen in Bedrohungs- und Gewaltsituationen helfen und Zuflucht bieten.
Die Aktion, ursprünglich ins Leben gerufen durch die Evangelische Kirche von Westfalen, wird in Herne von der Kinderanwältin Bibi Buntstrumpf (Nuray Sülü) und dem Kinder und Jugendparlament (KiJuPa) betreut. „Noteingänge gibt es in Herne seit Ende 2008“, erklärt Nuray Sülü, „wir verteilen die Aufkleber aber nicht einfach so.“ Die Mitarbeiter eines jeden Geschäfts oder einer Einrichtung, die „Noteingang“ werden wollen, durchliefen eine etwa zweieinhalbstündige Schulung. In denen werde den Mitarbeitern beigebracht, in welchen Situationen die Eltern des Kindes, in welchen die Polizei verständigt werden muss und wie ein aufgebrachtes Kind zu beruhigen ist. Bisher gibt es 36 Noteingänge in Herne – im Wesentlichen Jugendzentren, Arztpraxen oder Wohltätigkeitsorganisationen wie Caritas und Diakonie. Privatleute können kein Noteingang werden: „Wir hatten schon einige Anfragen, aber das ist uns zu riskant“, erklärt die Kinderanwältin.
Sollte man in einer Notsituation nicht in jedem Geschäft Zuflucht finden? Aufkleber vorhanden oder nicht? „Ja,“ sagt Sülü, „aber durch den Aufkleber zeigen die Einrichtungen aktive Bereitschaft, Hilfe zu leisten.“ Es nehme Kindern und Jugendlichen die Scheu, um Hilfe zu bitten. Seit Beginn der Aktion seien schon zwei Noteingänge in Anspruch genommen worden. In einer Jugendeinrichtung hätten zwei Jugendliche Zuflucht gesucht und gefunden, die sich bedroht fühlten.
Demnächst sollen alle Noteingänge auf einer Neuauflage des Kinderstadtplans verzeichnet werden. Das langfristige Ziel: „Noteingänge in allen Geschäften in Herne und Wanne-Eickel“, so Nuray Sülü. Als erste Ladenlokale haben sich die Fielmann-Filialen zur nächsten Noteingang-Schulung angemeldet. Weitere sollen folgen.