Die Städte der Region schrumpfen allesamt. Von Rückbau ist die Rede und vom Aussterben der Deutschen. Da kommt eine Nachricht, wie diese aus dem St. Anna-Hospital in Wanne-Nord, daher wie eine zarte Blüte in der Wüste.
Innerhalb von weniger als 24 Stunden erblickten dort elf Kinder das Licht der Welt – eine ganze Fußballmannschaft.
„Ich kann mich an eine ähnliche Ballung in jüngerer Zeit nicht erinnern”, konstatiert der Chefarzt der Frauenklinik Dr. Joachim Neuerburg. Und der Mediziner, der bereits seit 1992 in Wanne-Nord „für Nachwuchs sorgt”, setzt noch einen drauf: „Dass von den elf Kindern zehn Jungen sind, das ist schier unglaublich. Im Schnitt sind es 50,5 Prozent Jungen und 49,5 Prozent Mädchen.
Und so hatten die Hebammen Silke Westermann, Ulrike Goos, Gabi Weiß-Fortes und Michael Flemming sowie die Ärztinnen Dr. Iryna Sternberg, Kerstin Kampkötter und ihr Chef von Freitag, 17. Juli, 3.45 Uhr bis Samstag, 18. Juli, 2.03 Uhr alle Hände voll zu tun. Den Anfang machte Mika, ihm folgten neun weitere Jungen – ihre Namen: Efe, Lenn, Jannick, Leon, Erkan, Kasir, Louis, Julian und Bilal. Den trubeligen 24-Stunden-Geburtsmarathon komplettierte das Mädchen einer türkischen Familie, deren Eltern allerdings noch keinen Namen für die Tochter parat hatten.
Dr. Neuerburg: „Normal innerhalb der Zeitspanne wären sieben Geburten gewesen. Wir sind diesmal schon an die Grenzen unserer Kapazitäten gestoßen.” Besonders hebt er hervor, dass von den elf Kindern nur zwei per Kaiserschnitt zur Welt kamen und sogar eine „komplizierte Steißlage” natürlich gemeistert werden konnte.
Geschäftsführer Theo Freitag: „Unser Ziel sind möglichst viele natürliche Geburten. Wir liegen bei nur 20 Prozent Kaiserschnitt-Geburten, im Bundesdurchschnitt sind es 30 bis 35 Prozent.” Und Dr. Neuerberg ergänzt: „Es besteht zweifellos ein Trend zum Kaiserschnitt. Die Fachleute gehen davon aus, dass etwa fünf Prozent – medizinisch betrachtet – in Deutschland unnötig durchgeführt werden.”
Warum es nun gerade am vergangenen Wochenende zum Baby-Boom gekommen ist, vermag der Chefarzt nicht zu sagen. An einen Stromausfall oder eine besonders kalte Nacht vor neun Monaten kann er sich jedenfalls nicht erinnern. „Möglicherweise hat die schwül-warme Witterung der vergangenen Tage die vermehrten Geburten begünstigt”, sagt Dr. Neuerburg.