Herne. .
Immer mehr Menschen in Herne sind auf Grundsicherung angewiesen: Im vergangenen Jahr erhielten 1779 Rentner und Erwerbsunfähige finanzielle Unterstützung von Stadt und Bund; das sind knapp 4,3 Prozent mehr als 2009.
Ein Ende der Fahnenstange ist nach Ansicht von Sozialdezernent Meinolf Nowak nicht abzusehen. Im Gegenteil: Bis 2020, so der Beigeordnete, werde sich die Situation „weiter deutlich verschärfen“.
Zum Hintergrund: Eingeführt wurde die Grundsicherung 2003, um die so genannte verschmähte Armut im Alter zu bekämpfen; seit 2005 ist sie im Sozialgesetzbuch verankert. Anspruch auf Leistungen haben demnach bedürftige Personen über 65 Jahre oder dauerhaft voll erwerbsunfähige Erwachsene, heißt: jene Menschen, die nicht länger als drei Stunden täglich arbeiten können.
Schultern muss den Löwenanteil bislang die Kommune. Ein Umstand, den Nowak in den vergangenen Jahren stets bemängelt hatte. So kostete die Grundsicherung in Herne und Wanne-Eickel im vergangenen Jahr 8,4 Millionen Euro, 14 Prozent übernahm der Bund. Letzterer will sich in den kommenden Jahren aber stärker engagieren (siehe Kasten). Die Kosten für die Grundsicherung sind in den vergangenen Jahren dabei regelrecht explodiert: 2005 wurden 5,4 Millionen Euro ausgegeben, 2008 waren es bereits 7,3 Millionen Euro und zuletzt besagte 8,4 Millionen Euro. Die Zahl der Rentner und Erwerbsunfähigen stieg parallel fast kontinuierlich an. 2005 etwa erhielten 1232 Menschen Unterstützung, nun nähert sich die Zahl der 2000er-Marke.
Grund für den Anstieg bedürftiger Personen seien „Patchwork-Berufskarrieren“, erklärt Sozialdezernent Nowak. Soll heißen: Zunehmend arbeiten Menschen nicht mehr – wie früher üblich – von der Jugend bis zur Rente kontinuierlich oder sogar im selben Betrieb, sondern wechseln, oft genug unfreiwillig, den Job oder müssen sich sogar arbeitslos melden. Die Folge: Im Rentenalter gibt’s weniger Geld, viele Menschen rutschen sogar in die Grundsicherung ab.
Dass die Zahl der Menschen, die diese Mittel beziehen, weiter steigt, liege vor allem an jenen 50 Prozent der Leistungsbezieher, die im Rentenalter sind. „Armut im Alter“, stellt Sozialdezernent Nowak klar, „wird ein zentrales Thema.“