„Zivildienst war gestern - Bundesfreiwilligendienst ist heute“ hat die Evangelische Krankenhausgemeinschaft Herne/Castrop-Rauxel treffend ein Plakat betitelt: Seit der Aussetzung der Wehrpflicht zum 1. Juli ist es auch vorbei mit dem Ersatzdienst. Doch weil viele Einrichtungen auf ergänzende Unterstützung nicht verzichten mögen und gerade auch junge Leute an einer Orientierungszeit nach der Schule interessiert sind, ist der Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) ins Leben gerufen worden. Die Resonanz darauf ist in Herne recht unterschiedlich.

20 Zivildienststellen gab es in den Häusern der Evangelischen Krankenhausgemeinschaft in Herne und Eickel. „Zum Jahresende werden wir mit den BFD-Stellen fast diesen Stand erreicht haben“, freut sich Prokuristin Brunhild Schmalz. Zwölf Stellen im Pflegebereich sind bereits besetzt, bis Dezember folgen vier weitere. „Wir sind sehr früh in die Werbung eingestiegen“, sagt Schmalz, „und haben gezielt an Schulen über unsere Möglichkeiten im Freiwilligenbereich informiert.“ Insgesamt könnte das EvK 22 BFDlern einen Platz anbieten, außer in der Pflege auch im technischen Bereich, in der Apotheke und in der Versorgung der Stationen. Brunhild Schmalz sieht im Wechsel vom Zivildienst zum Bundesfreiwilligendienst auch eine Verbesserung: „Der Zivildienst dauerte zum Schluss nur noch sechs Monate - die jungen Leute gingen, wenn sie gerade eingearbeitet waren. Die Verträge für den Freiwilligendienst laufen dagegen jetzt in der Regel über ein Jahr.“

Kontakt: Anett Pliquet, Personalabteilung, 02305 102 2246, www.evkhg-herne.de.

Anfangs hätten schon Sorgen bestanden, dass es für die Zivis keine Nachfolger gebe, sagt Andreas Schulz, zuständig für die Personalentwicklung. Doch das Marienhospital sei regelrecht überrascht worden von der lebhaften Nachfrage nach BFD-Plätzen. Alle elf Stellen, die im Klinikum zur Verfügung standen, sind seit dem 1. August besetzt, vier Bewerber stehen auf der Warteliste. Die meisten Verträge wurden für zwölf Monate abgeschlossen, drei allerdings auch für sechs Monate - eine Möglichkeit, die der BFD im Unterschied zum Zivildienst lässt. Einsatzmöglichkeiten bestehen auch im Marienhospital in unterschiedlichen Bereichen.

Kontakt: Andreas Schulz, Personalabteilung, HER 499 5760.

40 Zivis haben noch im vergangenen Jahr ihren Dienst in einem der Häuser angetreten, die zur St. Vincenz-Gruppe Ruhr gehören (St. Anna-Hospital, Rheumazentrum Ruhrgebiet, St. Marienhospital Eickel, St. Elisabeth-Gästehaus). Genauso viele BDF-Stellen könnte die Gruppe besetzen - aber bis jetzt ist es keine einzige. „Wir haben die Zivildienststellen bis jetzt durch das Freiwillige Soziale Jahr ersetzt“, so Gesamtpersonalleiter Michael Roettger. „Auch dafür halten wir 40 Stellen bereit.“ Davon besetzt seien zurzeit aber nur sechs. Sollten sich nun verstärkt Interessenten für den Bundesfreiwilligendienst melden, sei dies kein Problem: „Wir wollen für den Dienst auch bei unserer Gesundheitsmesse im nächsten Monat werben“, so Roettger. Einsatzmöglichkeiten gebe es nicht nur in der Pflege, sondern in allen Bereichen, bis hin zur Physikalischen Therapie und der Verwaltung. Die Teilnahme an innerbetrieblichen Weiterbildungen ist möglich.

Kontakt: bewerbung@vincenzgruppe.de.

Der Arbeiter-Samariter-Bund hatte die Zahl seiner Zivi-Stellen schon deutlich reduziert, nachdem die Dauer des Ersatzdienstes von 13 auf neun Monate und dann auf sechs Monate reduziert worden war. „Im Pflegebereich waren sie nie eingesetzt“, sagt Pressesprecher Martin von Berswordt-Walrabe, „und im Sanitätsbereich dauert es allein drei Monate, sie auszubilden. Das war sehr unbefriedigend.“ Zum Schluss habe der ASB deshalb nur noch fünf oder sechs Zivi-Stellen besetzt. Jetzt, mit den längeren Vertragszeiten, werden aber BFD-Stellen angeboten: „Es war überhaupt kein Problem, die drei im Fahrdienst zu besetzen“, so von Berswordt. Weitere BDF-Stellen sollen nun wohl auch im Pflegebereich eingerichtet werden.

Kontakt: ASB-Infobüro, HER 9190 423.

Im Prinzip könnte der Caritasverband Herne 14 BFD-Stellen anbieten - so viele Zivi-Stellen gab es einmal. „Aber zum Schluss waren nur noch vier, fünf besetzt“, sagt Geschäftsführer Ansgar Montag. Zum 1. Juli hat die Caritas nun erstmals zwei Plätze für ein Freiwilliges Soziales Jahr eingerichtet - beide sind besetzt. Zwei Plätze, die für den BFD angeboten werden, sind dagegen frei: Interessierte sollten Kompetenz im Umgang mit Menschen haben, darüber hinaus gebe es keine besonderen Voraussetzungen, so Montag.

Kontakt: Ansgar Montag, HER 929 6014.

Zivildienstleistende gab es in den Wohnheimen der Lebenshilfe „immer mal wieder“, sagt Geschäftsführer Bernhard Dickhut. In letzter Zeit sei allerdings nicht. „Aber die Zivis, die wir hatten, sind oft über ihre Zeit hinaus geblieben, haben auch eine Berufsausbildung in diesem Bereich gemacht“, sagt Dickhut. Bei den Bewohnern seien die Zivis beliebt gewesen, „weil sie frische Ideen mitbrachten.“ Gerne würde er zwei, drei BFDler annehmen: Sie sollten über 18 sein und mit Menschen umgehen können.

Kontakt: Bernhard Dickhut, HER 98540, oder verwaltung@lebenshilfe-herne.de.

Wegen der Verkürzung der Dienstzeit hatte auch die Familien- und Krankenpflege die Zahl ihrer Zivis reduziert - zu Hochzeiten waren es einmal 40. „Wir haben stattdessen verstärkt ein Freiwilliges Soziales Jahr angeboten“, sagt Geschäftsführerin Ellen Bobe-Kemper. Zehn FSJ-Stellen sind zurzeit besetzt - und BFD-Stellen sollen dazukommen. Zwei Bewerber starten am 1. September, fünf Plätze, so ist der Stellenbörse im Internet zu entnehmen, sind noch frei. Gesucht werden BFDler für die Integrationshilfe im Schulalltag von Kindern mit Behinderungen, in der Behindertenassistenz und im mobilen sozialen Hilfsdienst. Die Verträge sollen für ein Jahr abgeschlossen werden.

Kontakt: Martina Pohl, HER 994 90 24.


Auch das DRK hat in seinen unterschiedlichsten Bereichen bis zu 25 Zivi-Stellen angeboten und könnte jetzt 20 BFD-Stellen besetzen. „Nach einem schleppenden Start kommen jetzt vermehrt Nachfragen“, berichtet Magdalene Sonnenschein, Geschäftsführerin i.R.. So konnten in den letzten Wochen neun Verträge abgeschlossen werden. Elf Bewerber werden noch gesucht: im ehemaligen Bereich Herne zwei, für die Sozialstation drei, im Altenhilfezentrum vier, in der Tagespflege und für den Fahrdienst der Hausgemeinschaft jeweils einer. Die Verträge laufen jeweils über elf Monate.

Kontakt: DRK, 02325 9690.

„Das ganze Verfahren ist sehr zögerlich angelaufen“, sagt Ernst Steinbach, Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Ruhr-Mitte. „Es fehlten einfach zu viele Informationen.“ Trotzdem gebe es bereits zwölf Bewerber, die zum 1. Oktober ihren Dienst aufnehmen sollen. Sie können in den Seniorenheimen der Awo, in Kindertagesstätten oder Behinderteneinrichtungen eingesetzt werden. Für Bochum und Herne hält Steinbach insgesamt zwölf BFD-Stellen für sinnvoll, zu denen noch einmal etwa die gleiche Anzahl an Stellen für das FSJ hinzukommen.

Kontakt: Holger Brüning und Oliver Becker, HER 95 24 10.