Herne. Auch Herner Prominente mussten in jungen Jahren in Ferienjobs ackern - zum Beispiel als Fließbandarbeiter, Postbote oder Nachtwache auf der Intensivstation.

Im Büro helfen, Hecken stutzen, Nachtschichten am Fließband schieben. Noch sind die Schüler in den wohlverdienten Sommerferien und auch die Hörsäle der umliegenden Universitäten sind recht verwaist. Statt in den Urlaub zu fahren, müssen viele Schüler und Studenten in den Ferien etwas dazu verdienen. Das war schon immer so. Die WAZ hat bei ehemaligen Ferienjobbern nachgefragt.

Es war im Jahr 1955, als Hiltrud Buddemeier, gerade 14 Jahre alt, das erste Mal auf einem Münsteraner Feld stand. „Mein größter Wunsch waren ein Paar schicke Schuhe mit Absatz und die passenden Perlonstrümpfe dazu“, erinnert sich Buddemeier, „bei uns gab es für alle Kinder nur dunkelblaue Kniestrümpfe.“ Die Familie, „nicht auf Rosen gebettet“, konnte die Wünsche der Schülerin nicht finanzieren, also hieß es für Buddemeier, die heutige BUND-Chefin: Raus aufs Feld, Unkraut hacken. „Für 66 Pfennig die Stunde.“

Um ein Haar wäre Hiltrud Buddemeier, die Schülerin mit den Absatzschuhen, in der Medizin gelandet. Wäre da nicht ihr Vater gewesen. „Du wirst Lehrerin“, hatte der entschieden. „Ich wäre aber auch gerne Krankenschwester geworden.“ Jedoch: Einspruch zwecklos. 41 Jahre arbeitete Buddemeier daraufhin im Schuldienst, 41 mal Sommerferien. Wer weiß, wo ihre Schüler die freie Zeit verbracht haben.

Auch Oberbürgermeister Horst Schiereck musste für seine Wünsche ackern, im übertragenen Sinne, nicht auf dem Feld. „Vier Wochen lang habe ich im Tiefbau geschuftet“, erzählt der 63-Jährige über seine Ferien als 16-Jähriger, „ein Knochenjob.“ Später, nach dem Abitur, ging es bei GEA Happel ans Fließband. Arbeit im Akkord: „Der Job war hart, sowohl körperlich als auch geistig.“ Dafür stimmte die Bezahlung. Wie viel es gab, das weiß Schiereck heute nicht mehr. Wofür er es brauchte, schon: „Für mein erstes Auto, einen VW-Käfer.“

Gerd Pieper war als Postbote unterwegs – und überbrachte „gute und schlechte Nachrichten.“ Fürs Leben habe er in diesem Job gelernt, später, bei einem Steuerberater und einer Marketingfirma, in Vorbereitung auf den Beruf. „Prinzipiell war ich zwar froh, als dann jedes Mal die Schule wieder losging“, gesteht der 67-Jährige, „aber ich habe jede Ferien mit großer Freude gearbeitet.“

An „eine wirklich schöne Zeit“ kann sich auch Mondpalast-Prinzipal Christian Stratmann erinnern, wie Pieper war er als Bote beschäftigt. Zunächst als Bürobote in einem Essener Verlagshaus, später dann als Nachtredaktionsbote einer Boulevardzeitung. Dem Verlagswesen blieb Stratmann treu und arbeitete während seines Studiums in einer Druckerei – gut zehn Jahre, von 1965 bis „Mitte der 70er“ verdingte sich er als Ferienjobber. „Sowohl meinen Führerschein als auch mein erstes Auto und meine erste Wohnung habe ich mir mit dem Geld erlauben können“, sagt Christian Stratmann. Trotz finanzieller Anreize orientierte sich Stratmann – wie bekannt – in späteren Jahren neu.

Ute Franz, die Leiterin der Forensik in Wanne, ist ihrer Branche gewissermaßen schon seit Studienbeginn treu geblieben. Ferien hin oder her, Franz arbeitete als Nachtwache auf der Intensivstation. Nicht nur in den Semesterferien, sondern auch in der Vorlesungszeit. „Da konnte man sich schon an die späteren Dienstbelastungen gewöhnen“, sagt sie in Hinblick auf ihren heutigen Job, „und wusste schon, wie Krankenhaus ‘funktioniert’.“