Herne. . In Herne ließ ein Hundehalter sein Tier im knapp 35 Grad heißen Auto zurück. Eine 59-Jährige rief die Polizei, die jedoch keinen Handlungsbedarf sah. Die Frau erstattete trotzdem eine Strafanzeige gegen den Hundehalter.
Tierquälerei oder ein ganz normaler Vorgang? Darüber gehen die Meinungen nach einem Vorfall in Eickel mit einem im Auto eingeschlossenen Hund auseinander. Stadt und Polizei sahen keinen Handlungsbedarf, doch für Gabriele Dollek war die Sache eindeutig: Sie hat inzwischen eine Anzeige gegen den Halter des Hundes erstattet. „Ich bin empört“, sagt die 59-Jährige.
Ein Kollege – Dollek arbeitet an der Pforte des Evangelischen Krankenhauses in Eickel – hatte sie am Donnerstagmittag darauf aufmerksam gemacht, dass direkt um die Ecke an der Richard-Wagner-Straße ein Hund im Auto eingeschlossen worden sei – vom Halter weit und breit keine Spur. Das Auto habe (noch) im Schatten gestanden habe, so Gabriela Dollek, ein Fenster sei einen Spalt breit geöffnet gewesen. Trotzdem habe die Hitze dem (größeren) Tier bereits zugesetzt: „Dem Hund ging es nicht gut.“
Diese Einschätzung konnten die beiden alarmierten Polizisten und ein Mitarbeiter des (formal zuständigen) städtischen Fachbereichs Öffentliche Ordnung nach einer Überprüfung der Lage vor Ort nicht teilen. Doch die 59-Jährige ließ nicht locker: Eine knappe Stunde später rief sie erneut die Polizei. „Der Wagen stand nun in der Sonne“, berichtet sie. Und: Ihre durch den Fensterspalt des Autos mit einem Thermometer durchgeführte Messung habe eine Temperatur von 34,3 Grad ergeben.
Sonderrechte für Ex-Polizisten?
Die Polizei beurteilte die Situation vor Ort auch diesmal anders. Kurz darauf sei der Hundehalter – ein früherer Polizeibeamter – erschienen, so Dollek. Er habe ihre Vorwürfe zurückgewiesen.
Sprecher von Polizei und Stadt erklärten auf WAZ-Anfrage, dass alle Mitarbeiter vor Ort nun mal zu einer anderen Einschätzung gekommen seien als Gabriele Dollek. Diese will die Situation aber nicht auf sich beruhen lassen. Sie erstattete auf der Wache Wanne-Eickel Strafanzeige wegen „Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz“.
Gabriele Dolleks Mutmaßung, dass die Polizei auch deshalb nicht eingegriffen habe, weil es um einen ehemaligen Kollegen ging, weist Polizeisprecher Guido Meng gegenüber der WAZ entschieden zurück. Er wisse gar nicht, ob es sich hier wirklich um einen Ex-Kollegen handele. Doch selbst wenn es so sei: „Das spielt keine Rolle“, so Meng.