Herne. . Das Logistikunternehmen Wanne-Herner Eisenbahn (WHE) steht vor einem großen Umbruch. Seit dem Sommer sind die Stadtwerke Herne Eigentümer. Der bisherige Geschäftsführer Karl-Heinz Adams feiert in Kürze Abschied.
Die Wanne-Herner Eisenbahn (WHE) erlebt eine Zeitenwende. Seit dem Sommer gehört das Logistik-Unternehmen den Stadtwerken Herne, Ende dieses Monats nimmt Geschäftsführer Karl-Heinz Adams seinen Abschied. Der Umbruch sorgt am Westhafen, der schwierige Jahre hinter sich hat, für Unruhe. Betriebsratschef Wilfried Kohs schaut dennoch optimistisch in die Zukunft: „Wir sind auf einem guten Weg“, sagt er im Gespräch mit der WAZ.
Es kommt wohl nicht häufig vor, dass die Belegschaft einem Chef hinterher trauert, der harte Einschnitte zu verantworten hat. Bei Karl-Heinz Adams ist das der Fall. „Er hat sehr gute Arbeit geleistet“, bilanziert Kohs. Er verhehlt nicht, dass der Betriebsrat den scheidenden Geschäftsführer gerne zwei weitere Jahre an der WHE-Spitze gesehen hätte – gerade in dieser Zeit des Umbruchs. Allein: Adams geht zwei Jahre vor seinem 65. Geburtstag. Freiwillig.
Schade, sagt der Betriebsratschef. Adams habe die WHE neu aufgestellt und die Übernahme durch die Stadtwerke begleitet. Kurz: „Sein Verbleib wäre für die Firma besser gewesen.“ Mit „unheimlicher Energie“, lobt Kohs, habe sich der ehemalige Wirtschaftsförderer Adams vor fünf Jahren in sein neues Amt eingearbeitet. Durchaus erfolgreich: 2005 noch habe die WHE kurz vor dem Aus gestanden, im Laufe der Jahre habe sie sich berappelt – und liefere jetzt wieder schwarze Zahlen. Das sei das Verdienst von Adams: „Er hat als Geschäftsführer alles richtig gemacht.“
Dass die Belegschaft nicht ungeschoren davonkam, weiß Kohs nur zu genau. Ein Notlagentarifvertrag über fünf Jahre wurde aufgestellt, die Zahl der Mitarbeiter sank von 210 auf 130, im Schnitt muss jeder Mitarbeiter, so die Rechnung des Betriebsrats, auf 20 000 Euro in der Lohntüte verzichten. Das sind die schlechten Nachrichten. Die guten: Betriebsbedingte Kündigungen konnten vermieden werden, und der Notlagentarifvertrag, der nun ausläuft, soll nicht verlängert werden. Ohne die harten Einschnitte, betont Kohs, hätte die WHE keine Zukunft gehabt.
Nun also übernimmt mit Christian Theis ein neuer Geschäftsführer unter dem neuen Dach der Stadtwerke das Ruder. Dass beide Umbrüche zusammenkommen, sorgt nicht gerade für beiläufiges Schulterzucken am Westhafen. Und doch: Das Unternehmen werde seinen Kurs beibehalten, glaubt der Betriebsratschef. Theis, der im September übernimmt, sei „jung und zielstrebig“ und „geeignet, die WHE zu lenken“. Und die Stadtwerke, die das Unternehmen von der Stadt übernahmen, böten gute Voraussetzungen für einen neuen Schub.
Früher, kritisiert Kohs, sei zu wenig investiert worden, die Stadtwerke haben angekündigt, kräftig Geld in die Hand zu nehmen. Das sei nötig, sagt der Betriebsratschef. Das Containergeschäft müsse weiter angekurbelt werden, dafür seien unter anderem neue Gleise nötig. Außerdem müsse die Kaimauer angepackt und das Kohlegeschäft angekurbelt werden: „Dieser Bereich ist zuletzt etwas eingeschlafen.“ Nun, nach dem Atomausstieg, sieht er hier Chancen zur Expansion.
Für die Mitarbeiter, glaubt Kohs, werde sich nach der Übernahme durch die Stadtwerke nicht viel ändern. Unter dem Dach eines Privaten hätte es anders aussehen können. Die WHE, so heiße es, solle eigenständig bleiben, eine Überleitung zu den Stadtwerken sei nicht geplant; neue, möglicherweise schlechtere Tarifverträge seien somit vom Tisch. Kurz: Dass die WHE kommunal bleibe, sei gut.