Herne. .

„Fontana Kanale“ an der Schleuse Herne-Ost knüpft an die Kulturkanal-Aktionen aus dem Kulturhauptstadtjahr an.

Der Boden schwankt ein wenig. Es ist windig. Vom vergitterten Personenfahrkorb eines Aussichtskrans kann man auf der einen Seite bis nach Castrop oder gar Dortmund schauen. In der anderen Richtung verstellt nur das Baukauer Kraftwerk den Blick auf die Cranger Kirmes. In 50 Metern Höhe können sich Schwindelfreie einen groben Überblick über das Gelände rund um die Schleuse Herne-Ost verschaffen. Die funktionale Anlage verwandelte sich am Sonntag unter dem Titel „Fontana Kanale“ für einen Nachmittag zu einem Park, einem sinnlichen Erlebnisraum zum Flanieren und Verweilen. Anlass für die Inszenierungen am Kanal durch die Künstlerin Billie Erlenkamp ist die Auszeichnung „Land der Ideen“ für das im Kulturhauptstadtjahr begonnene Projekt „Kulturkanal“.

Die Wege auf dem Betriebsgelände der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) werden zu Schleusen-, Schatten- und Sonnenpromenade. Große Fontänen verwandeln den Kanal in einen See, auf der Seebühne sorgen Livemusiker für das passende Ambiente. Zu Musik aus Lautsprechern ist von der Sonnenpromenade aus das Fontänen-Spiel der Wasserorgel zu beobachten. Auf die mit Algen überwucherte Wand der Schleusenkammer hat die Künstlerin Billie Erlenkamp Quallen und andere Unterwasser-Geschöpfe gezeichnet.

Noch mehr hergemacht hätte die Veranstaltung an einem sonnigen Tag. Um die Bänke auf der Piazza zu nutzen und den Blick auf die Wasserfontänen zu genießen, müssen die Sitzflächen erst notdürftig mit dem Taschentuch getrocknet werden. Dennoch: Die Leute lassen sich die Laune von Nieselregen und grauem Himmel nicht verderben.

Selbst die sogenannte Wasserachse scheut nicht jeder. Auf dem Weg, der parallel zur Schleusenkammer verläuft, erschweren Wassersprenger den gemütlichen Spaziergang. Wer trocken bleiben will, muss geschickt den Wasserstrahlen ausweichen, mal sein Tempo reduzieren, mal schnell rennen, um keinen Spritzer abzubekommen. „Wir sind eh schon nass geworden. Genau aus diesem Grund haben wir die Wasserachse ausprobiert“, lacht Meike Köster. „Und weil’s Spaß macht“, ergänzt Mario Blank. Die beiden sind von der Veranstaltung an der Schleuse sehr angetan. Blank: „Ich finde es super toll, dass so was hier angeboten wird.“

Auch Christel und Hans Wellmann sind begeistert. „Es ist zwar schade, dass das Wetter nicht richtig mitmacht“, schränkt Hans Wellmann ein, „aber man muss da einfach das Beste draus machen.“ Eine kleine Schiffsrundfahrt auf dem Kanal haben die Herner schon hinter sich, nun wollen sie sich weiter umsehen. „Ob ich wirklich auf den Aussichtskran gehe, weiß ich nicht“, überlegt Christel Wellmann, „da schwanke ich noch zwischen Wollen und Angst.“

Viele Leute fanden den Weg trotz des – vor allem zu Beginn der Veranstaltung – schlechten Wetters zur Schleuse-Ost. Von der Schleusenführung bis zu den kulinarischen Angeboten nehmen die Besucher das Programm gut an. Nur die Picknickwiese verschmähen sie. Sie ist wohl doch zu nass.