Herne. . Nachts steht er als Bäcker am Ofen, tagsüber macht er Rap: Benjamin Bobb bringt Ende des Jahres sein erstes Album heraus. Bei der Castingshow „X-Factor“ konnte er als Sänger die Jury nicht überzeugen.
„Gute Frage“, antwortet Benjamin Bobb auf die Frage, warum er da überhaupt mitgemacht hat. Er überlegt. „Ich wollte einfach mal wissen, wie das so ist.“ Bobb ist leidenschaftlicher Rapper und stellte sich kürzlich der Jury von „X-Factor“ - einer Fernseh-Castingshow. Weit gekommen ist er nicht. Macht aber nichts.
Na klar, gewonnen hätte er natürlich auch gerne, aber es hat halt nicht gereicht. Nicht mal für die ersten Runden. „Der Gesang war denen dann doch ein bisschen zu dünn.“ Bobb gibt das ganz offen zu, er ist schließlich kein Sänger. Sein Metier ist das Rappen – und das war einfach nicht gefragt. „Rap war aber eins a“, sagt er, „haben die gesagt.“
Benjamin Bobb ist ein praktischer Typ. Knapp zehn Jahre ist es jetzt her, da wollte der Herner nicht mehr nur Musik hören, sondern auch machen. Hip-Hop war sein Ding, selber gereimt hatte er aber noch nie. Kurzerhand setzte sich der damals 15-Jährige mit Stift und Papier an den Schreibtisch, schrieb ein paar Zeilen. „Das klappte irgendwie ganz gut“, sagt er, heute 24. Aber wozu schreiben, wenn die passende Musik fehlt, die für Rap typischen Beats. Also setzte sich der Dichter wieder, diesmal an den Computer, und produzierte seine eigene Beats. Heute kombiniert Bobb Musik und Text, nennt sich „Wortlos“ und veröffentlicht Ende des Jahres sein erstes Album.
„Deep“, tiefgründig, soll es werden, „auf gar keinen Fall“ so ein Gangster-Gehabe, wie es die Kollegen im Fernsehen vormachen. „’Halt die Fresse’ und ‘Ich bin der Beste’ kann ja jeder sagen“, findet der Rapper, deswegen gehe es bei ihm konzeptionell in eine andere Richtung. „Über die Liebe“ will er reimen und lacht, als er das sagt, weil es vielleicht doch zu plump umrissen ist. „Eigentlich soll es um das Leben mit all seinen Facetten gehen.“
Die Beats sind fertig produziert, die Texte auch, nur zusammengefügt sind sie noch nicht. „Aber ich habe jetzt meinen Job geschmissen und konzentriere mich ganz auf die Musik“, sagt Bobb ironisch – auch ein Seitenhieb auf manche Castingteilnehmer. „Da waren Leute in der Schlange, die kannten sich schon von anderen Castings“, sagt er völlig entgeistert.
Geschmissen hat der Musiker natürlich nichts, dass er zehn Jahre für sein erstes Album gebraucht hat und sich auch jetzt noch ein halbes Jahr Zeit nehmen will, hat einfache Gründe: Bobb will erst mal kleine Brötchen backen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Nachts steht er als Bäcker am Ofen, tagsüber macht er Rap. Und dabei soll es bleiben. Sollte es allerdings doch mal klappen mit der Musik – und dem großen Geld – na klar, freuen würde er sich schon. Nur übers Fernsehen will er es nicht mehr probieren, soviel ist sicher. „Also noch mal würde ich da nicht mitmachen.“