Herne. .

Das wär’ heute was: endlich mit dem Rad durch Herne! Schön im Herner Zentrum starten und dann über Eickel und Wanne zurück. Das revierweite Fahrrad-Ausleih-System des Betreibers „Nextbike“ gibt’s jetzt auch in Herne. Also auf zum Test!

„Einfach hier registrieren“, steht auf der Homepage von www.metropolradruhr.de. Einfach? Abwarten. Als erstes soll meine Handynummer her, ohne die geht gar nichts. Ansonsten das Übliche: Name, Post-Adresse, E-Mail-Adresse. Der gläserne Radfahrer. Und dann muss ich mich entscheiden: Kreditkarte oder Überweisung? Erstere habe ich genau so wenig wie ein funktionstüchtiges Fahrrad, deshalb entscheide ich mich für Letzteres. Aber halt, dann werde ich erst in drei Tagen freigeschaltet. Ich will heute! Also muss die Kreditkarte vom Chef her.

Fertig? „Vielen Dank für ihr Vertrauen“, sagt mir der Anbieter nach der Prüfung der Kreditkarte. Und drei Sekunden später erreicht mich schon eine SMS mit der PIN zum Einloggen auf der Homepage. Klappt. Unter „Reservierungen“ kann ich dann in Herne zwischen sieben Stationen wählen. Ich entscheide mich fürs Archäologie-Museum – und reserviere ein Rad.

Wie geht’s nun auf den Sattel? Gilt die PIN auch für die Fahrrad-Station? Mal bei der Hotline nachfragen. Also anrufen mit dem Redaktions-Telefon. „For English Press 1“ sagt eine Stimme vom Band, „Für Deutsch drücken Sie 2“. Also 2. Nichts passiert. Ich versuche es mit Sprechen: „Zwei.“ Wieder nichts. Anscheinend benötigen Nextbike-Kunden ein tonwahlfähiges Telefon. Also Handy raus?

Besser noch mal auf die Homepage. „So geht’s“, heißt es da. Der Text klingt einleuchtend. Also ab zum Ausprobieren: Am Archäologie-Museum suche ich mir eins von fünf abgestellten Rädern aus. Ich entscheide mich für die Herrenvariante, muss dann abwägen zwischen ansprechendem Lenker oder bequemem Sattel. Die Ästhetik gewinnt.

Nun wähle ich – wie auf der Homepage angegeben – die auf der Stationstafel verzeichnete Nummer und gebe mit der Handy-Tastatur die Nummer des Wunsch-Fahrrads ein. Sofort wird via Sprachcomputer eine vierstellige Zahl durchgegeben, die mich zwei Sekunden später auch per SMS erreicht. Das Zahlenschloss geht auf.

Das Rad Typ „Cruiser“ liegt gut auf der Straße. Dass es nicht erst seit gestern draußen in Wind und Regen steht, sagen die rostigen Stellen an Vordernarbe und Bremszug. Ab und zu knackt und schabt es irgendwo am Vorderrad. Wenn das (relativ schwere und robuste) Metropolrad aber einmal rollt, dann gleitet es gleichmäßig dahin. Auf durch Herne. . .

15 Kilometer von West nach Ost und zurück: Als sich meine Stadtrundfahrt dem Ende nähert, sagt mir mein Gesäß, dass ich mich besser für das Rad mit dem komisch gebogenen Lenker und dem dafür aber bequemen Sattel entschieden hätte. Generell scheint das Dreigang-Fahrrad für längere Touren wohl eher nicht geeignet. Oder bin ich nicht dafür geeignet?

Nach etwas mehr als drei Stunden bin ich wieder in Herne-Mitte. Den Drahtesel schließe ich diesmal an der Station am Bahnhof an. Dem Verleiher ist es egal, wo im Revier ich es abgebe. Wichtig ist nur: Ich muss mich abmelden. Mit dem Handy wähle ich die selbe Nummer wie zuvor. „Möchten Sie das Rad (es folgt die Nummer) zurückgeben?“, fragt mich der Sprachcomputer. Ich bejahe mit Taste 1. Am Handy klappt’s! „An der Ursprungsstelle?“ Ich tippe die 2 für „Nein“ und spreche anschließend „Herne Bahnhof“ in die Muschel. Man hast mich verstanden: Das war’s.

Mit vier Euro, erfährt später der Chef, ist seine Kreditkarte belastet worden. Das Motto „1 Rad – 1 Stunde – 1 Euro“ stimmt also.