Herne. .
Der erste Eindruck? „Hier riecht’s nach Essen.“ Das hatten die zwölf Teilnehmer von „WAZ öffnet Pforten“ offenbar nicht gedacht - dass es in einem Hospiz, in dem ja schließlich Menschen sterben, so riechen kann wie in den eigenen vier Wänden.
„Am 5. Februar 2007 haben wir hier unseren ersten Gast aufgenommen“, erinnert sich Hospiz-Leiterin Anneli Wallbaum. Denn der Begriff „Hospiz“, so Wallbaum, komme aus dem Lateinischen (Hospizium) und bedeute Herberge. Und so ist es nur konsequent, dass Anneli Wallbaum, eine resolute Frau, die gerne lacht, vom Lukas-Hospiz als „Haus“ und von seinen Bewohnern als „Gäste“ spricht: Im Lukas-Hospiz können todkranke Menschen ihre letzten Tage verbringen, betreut von Pflegepersonal und, wenn gewünscht, im Kreise ihrer Angehörigen. In der Gesprächsrunde mit Anneli Wallbaum und Geschäftsführer Gisbert Fulland wird deutlich, dass viele der Besucher den Gedanken an ein Hospiz, an eine Sterbeeinrichtung, bedrückend finden. „Sterben hat nicht unbedingt was damit zu tun, dass man siecht und bettlägerig ist“, sagt Wallbaum. Gisbert Fulland erklärt: „Oft sterben die Menschen nicht an ihren Krankheiten, sondern an ihrer Therapie. Dieses Quälen ist das, was wir hier anders gestalten können. Wir lassen die Menschen in Ruhe, wir lassen sie sterben.“
Es geht vor allem darum, das wird aus den Schilderungen des Hospiz-Teams deutlich, sowohl den Sterbenden als auch den Angehörigen den Abschied zu erleichtern. Höchste Priorität haben dabei die Wünsche des Gastes. Er soll sich wohlfühlen. Tatsächlich ist das Hospiz hell und offen gestaltet, mit Böden aus Naturstein und großen Fenstern. Auf dem Sofa im Wohnzimmer hat es sich Laila, der Hospiz-Hund, gemütlich gemacht und lässt sich von einer Mitarbeiterin kraulen.
Nebenan ist die Küche, in der jeden Tag selbst gekocht wird. Heute steht Möhreneintopf auf dem Speiseplan. Am kommenden Freitag aber „gibt es Backfisch von der Cranger Kirmes“, lacht Anneli Wallbaum. „Das ist ja wie im Fünf-Sterne-Hotel hier“, stellt einer der Besucher fest. Der Gedanke ist angesichts der Fülle an Massageölen und Aromatherapie-Zubehör im großen Badezimmer nicht so weit hergeholt. „Man muss Sterben nicht therapieren“, sagt die Hospiz-Leiterin, „aber wir können unseren Gästen so viel Komfort wie möglich bieten.“
Insgesamt 15 Pflegehilfen, 60 ehrenamtliche Helfer und vier Hauswirtschaftsmitarbeiter packen dabei mit an, zehn Zimmer für Gäste gibt es. An manche Zimmer ist noch ein kleines Gästezimmer angeschlossen, für die Angehörigen. Zu wenig Platz gibt es nicht im Haus von Anneli Wallbaum: „Notfalls kann man immer ein Gästebett reinstellen, und Matratzen auf dem Boden tun es auch.“
Vorbehalte und Ängste, die in der Gesprächsrunde noch nicht zerstreut werden konnten - beim Rundgang durch das Haus lässt Anneli Wallbaum diese mit viel Geduld und Offenheit wie durch Zauberhand verschwinden. Nichts hier erinnert an Sterben. Das mag auch daran liegen, dass Anneli Wallbaum gerne „Rummel in der Bude“ hat. Die WAZ-Besucher stellen Fragen, diskutieren, berichten von eigenen Vorurteilen und Erlebnissen.
Sie haben angefangen nachzudenken, denn: „Diese Frage, wie stirbt man vernünftig, darauf muss man sich sein Leben lang vorbereiten“, sagt Gisbert Fulland.