Wanne-Eickel. . Sie sind Kirmes-Fans von Geburt an: Sandra Fleischer, Kassandra Jenhardt und Dieter Jedamzik. Mit viel Liebe zum Detail basteln sie eine Miniatur-Kirmes.

Es surrt, es blinkt, es dreht sich – sogar die Geschwindigkeit ist mit einem kleinen Regler verstellbar. Neongrün und -gelb gestrichene Holzgondeln schaukeln Playmobilmännchen in schwindelerregende Höhen von rund 60 Zentimetern. Etwa einen halben Meter weiter lässt eine andere Horde Playmobilmännchen in der Miniaturausgabe des Bayernzeltes – einem alten Puppenhaus – die Kuh fliegen. Im Schaufenster der Praxis „Logoplus“ an der Hauptstraße in Wanne-Eickel stehen alle Zeichen auf Cranger-Kirmes.

„Ich bin jeden Tag auf der Kirmes und möchte sie mit etwas Werbung unterstützen“, sagt Sandra Fleischer. Die 27-Jährige ist Inhaberin der Praxis. Hier bietet sie zusammen mit einer Kollegin Sprach- und Entspannungstherapie an. Die Räume der Praxis – vorher eine alte Zigarrenfabrik – hat sie mit Unterstützung ihrer Familie selbst ausgebaut. Hell und freundlich wirken Wartezimmer und Praxisräume. Alles liebevoll dekoriert.

„Bevor ich Logopädin als meinen Traumberuf entdeckt habe, wollte ich Dekorateurin werden,“ erklärt Sandra Fleischer, „aber ich habe Höhenangst, deshalb ging das nicht.“

Spaß am Basteln und Dekorieren hat sie aber immer noch. Das Kreativ-Gen liegt in der Familie: Vater Dieter Jedamzik geht regelmäßig nach der Arbeit in den Hobbykeller und baut Raketenmodelle aus abgebrannten Streichhölzern, Mohrenkopf-Wurfmaschinen oder Grills für die Matthäus-Kirchengemeinde, in der Vater und Tochter aktiv sind. „Es ist ein Ausgleich zum Berufsleben“, erklärt der 59-jährige selbstständige Bauhof-Disponent, „eine Spielerei“, fügt er schmunzelnd hinzu.

Am Modell des Riesenrads, das nun regelmäßig Schaulustige vor das Fenster der Praxis lockt, hat er rund drei Monate gearbeitet. Zwei 28er Fahrradfelgen werden von einer Konstruktion aus Gerüststangen gehalten. Auf einer Holzplattform stehen drei Kassenhäuschen, umgeben von einem kleinen, grün-gelben Zaun, in mühevoller Kleinarbeit aus Fliesenabstandhaltern – die sonst beim Kacheln des Badezimmers zum Einsatz kommen – zusammengeklebt. Zwei Leuchtschläuche und Lichterketten lassen sich parallel einschalten. Ein kleiner Motor, der das Rad antreibt, wird durch einen unter der Plattform versteckten Schalter reguliert. Die Elektrik hat ein Freund von Dieter Jedamzik, Georg Rosenthal, entwickelt.

Mit der Kirchengemeinde haben die beiden auch schon am Cranger Kirmes Umzug teilgenommen. „Letztes Jahr war ich schwanger“, erklärt Sandra Fleischer, „mein Sohn war schon in meinem Bauch auf der Kirmes, so wie ich früher auch.“ In diesem Jahr soll das neuneinhalb Monate alte Kind das erste Mal Kirmesluft schnuppern. Allerdings wird es mit Ohrenschützern gegen den Kirmeslärm ausgestattet. Schon Vater Dieter Jedamzik, gebürtiger Wanne-Eickeler, lief als kleiner Junge mit seinen Eltern jeden der zehn Tage über den Kirmesplatz. „Vor sieben Jahren bin ich nach Castrop-Rauxel gezogen, aber ich fahre trotzdem noch jeden Tag nach der Arbeit auf die Kirmes,“ erklärt Jedamzik, „und wenn ich nur einen Backfisch esse.“ Die Atmosphäre sei einfach unvergleichlich, da sind sich Vater und Tochter einig.

Die Kirmeslandschaft im Schaufenster soll im nächsten Jahr noch umfangreicher werden. Allerdings ist die Zeit der Bastler knapp bemessen, deshalb soll noch nichts versprochen werden. An Lob und Anregung von Patienten und Passanten mangelt es bereits jetzt nicht, so Sandra Fleischer.