Wanne-Eickel. .

Es klang am Freitag schon fast wie eine Beschwörungsformel: „Jäckchenwetter“ wünschen sich Schausteller und die Stadt Herne als Veranstalter an erster Stelle für die 576. Cranger Kirmes.

Denn Jäckchenwetter bedeutet: Kirmeswetter, nicht zu heiß, nicht zu kalt und trocken. Nach der buchstäblich ins Wasser gefallenen Rhein-Kirmes (Albert Ritter: „Wir mussten uns in Düsseldorf aus dem Schlamm graben.“), hofft der Präsident des Deutschen Schaustellerbundes nun ebenso wie seine Kollegen Hans-Peter Arens vom Bundesverband Deutscher Schausteller und Wolfgang Lichte von der Schaustellervereinigung Herne, dass Crange endlich den Durchbruch bringt. „Düsseldorf, Crange und Soest, das sind hier die großen Drei“, so Hans-Peter Arens. „Wenn’s da nicht läuft . . . “

Auf ein „Sommermärchen“ hofft auch Oberbürgermeister Horst Schiereck, zumal die Cranger Kirmes diesmal mitten in die Ferienzeit falle und die Kinder deshalb (da spricht der Lehrer) am Morgen nach dem Kirmesbummel nicht müde in der Schule sitzen.

Zum ersten Mal beginnt nach einem einstimmigen Beschluss des Herner Rates diesmal die Cranger Kirmes bereits am Donnerstagabend. Bislang durfte am Vorabend der offiziellen Eröffnung nur das Bayernzelt für den Bürgerabend öffnen – was in den vergangenen Jahren immer häufiger zu Problemen führte: Viele kamen trotzdem schon auf den Platz, machten rund ums Bayernzelt Party, mit oft unschönen Nebenwirkungen wie Lärm, zerschlagenen Flaschen und manchmal auch Randale. „Das war allein schon aus Sicherheitsgründen nicht mehr haltbar“, sagt Albert Ritter. Die Schausteller mussten ihre Geschäfte mit Bauzäunen sichern und setzten zum Teil Security-Leute ein. Er habe bis jetzt von den Besuchern auf dem Platz nur positive Reaktionen zu dem zusätzlichen Kirmesabend gehört, so der Schaustellerpräsident. „Sie kommen ja sowieso und stolpern dann hier im Dunkeln über den Platz. Jetzt ist alles hell, alles in Betrieb, Rettungs- und Ordnungskräfte sind da, prima.“ Und das Geschäft, das will er gar nicht abstreiten, nähmen die Schausteller auch gerne mit. Wie die WAZ erfuhr, legte allerdings ein Anwohner gegen die zusätzliche Öffnung am Donnerstagabend Klage ein.

Nach der Katastrophe bei der Love-Parade im vergangenen Jahr, haben Stadt, Polizei, Feuerwehr und DRK sich das Sicherheitskonzept für Crange noch einmal genau angesehen. „Wir hatten immer ein Sicherheitskonzept“, so Kirmesdezernent Meinolf Nowak, „aber nicht so ausgefeilt wie jetzt.“ So werde nun ein Teilbereich der Dorstener Straße komplett für einen eventuellen Rettungseinsatz freigehalten, zum Schwing-Gelände hin gibt es einen zusätzlichen Ausgang, der bei Bedarf geöffnet werden kann. Die Polizei hat für sich Handy-Vorrangschaltungen einrichten lassen, die Feuerwehren der umliegenden Städte sind informiert und können die Herner im Notfall unterstützen.

Und noch eine Auswirkung hat die Duisburger Love-Parade: Niemand mag mehr über Besucherzahlen reden. „Die Anzahl der Besucher“, sagt Albert Ritter, „macht nicht die Attraktivität einer Kirmes aus, sondern ob sie schön ist, ob sich die Leute wohl fühlen.“ Das tun sie in Crange offensichtlich: Schon während der Aufbauphase tummeln sie sich auf dem Platz. „Das Wir-Gefühl in Crange“, so Ritter, „ist einzigartig.“