Wanne-Eickel. .
Über 130 Gruppen nehmen in einer Woche am großen Umzug zur Cranger Kirmes teil. Ein Besuch bei den Wagenbauern Wilhelm Deese und Franz Mittag.
Willi hat jetzt kein Bett mehr. „Das musste dran glauben“, sagen die fleißigen Wagenbauer – „wir brauchten das Holz“. Der Mann, der Willi gerufen wird, in dessen Pass aber Wilhelm Deese steht, hat sich also geopfert: Alles für die Kirmes, alles für den Umzug!
Es ist kalt, es regnet, es zieht, der Sommer ist an diesem Juli-Nachmittag mal wieder ein lupenreiner Oktober. Aber die Jungs haben trotzdem beste Laune. Die Vorfreude auf den großen Tag macht das Miesepeter-Wetter wieder wett. Am 6. August, zwei Tage nach Kirmesbeginn, werden 132 Gruppen auf die fünf Kilometer lange Reise von Eickel nach Crange gehen – so viele wie noch nie. Der bettenlose Willi und seine Kumpels von der Magdeburger sind auch mit dabei. Einen Nachbarschaftswagen bauen sie gerade, die Eickeler widmen sich einem Ur-Eickeler Thema: Hülsmann.
„Vom Eickeler Krug bis zum Glockenturm nach Crange“ lautet das Motto dieses speziellen Wagens. Der Krug ist natürlich eine Kneipe und der Glockenturm ein Bierwagen auf dem Platz. Einen überdimensionalen Bierkrug (inklusive Styropor-Schaumkrone) und den Glockenturm haben sie schon fertig, jetzt arbeiten sie an den Details. An der Deko etwa, die maßgeblich aus drei Holzfässern besteht. Originale aus der alten Brauerei. Letztes Jahr, als die Stadtteil-Wagenbauer auch schon beim Umzug mitmachten, passten die Fässer noch besser zum Motto. 2010 lautete es „Gern tranken wir das Hülsmann-Bier“.
„Man muss schon ein bisschen crazy sein, um so was zu machen“, sagt Franz Mittag. Auch er wohnt in der Magdeburger Straße, so wie fast alle, die mithelfen beim Projekt Kirmesumzug. Dabei hätte ihr frohes Schaffen um ein Haar gar keine Grundlage gehabt. Denn die Firma, die 2010 den sechs Meter langen Wagen bereit stellte, ist inzwischen pleite. Woher also einen Untersatz nehmen? „Durch Zufall bin ich an dem Gelände von Metallbau-Pieper vorbei gefahren und hab dort einen stehen sehen“, sagt Mittag. Das Unternehmen von der Castroper ließ sich nicht lange bitten und rückte den Wagen raus. Denn Kirmes und alles, was damit zu tun hat, ist bekanntlich nicht nur für Eickeler, sondern auch für Sodinger eine echte Herzensangelegenheit.
In Wanne-Eickel gehört das zur Grundbildung: Der Marsch durch die Stadtteile beginnt am St.-Jörgen-Platz und endet am Cranger Tor. Ein paar Zahlen zum Umzug am 6. August: 19 Musikgruppen sind dabei, 68 Festwagen, 25 Fußgruppen, 19 Festwagen mit Fußgruppen und eine Fahrradgruppe.
Die drei schönsten Wagen werden wie immer von einer Jury gekürt und prämiert.