Wenn Wände – womöglich denkmalgeschützte – mit Farbe besprüht werden, ist das nicht selten ein Fall für die Polizei. Thomas Baumgärtel hat das auch erlebt, häufig genug setzte es Anzeigen.
Aber diese Zeiten sind für ihn vorbei. Im Gegenteil: Heute wartet man geduldig, bis er sich durch den Autobahnstau gequält hat, dann endlich zur Dose greift und sprüht – wie an der Städtischen Galerie Schloss Strünkede, wo Museumschef Oliver Doetzer-Berweger den Sprayer erwartete.
Zwei Schablonen und drei Spraydosen, eine mit Grundierung, eine mit gelber und eine mit schwarzer Farbe – mehr braucht der Rheinberger Künstler für sein Werk nicht. Eine Viertelstunde, dann prangt an der Backsteinwand neben dem Eingang zur Städtischen Galerie Baumgärtels Markenzeichen: eine 30 bis 40 Zentimeter große Banane. „Auf Backstein sieht sie immer besonders gut aus”, freut er sich. Ob Denkmalschützerin Annette Lewandowski das auch so sieht, steht auf einem anderen Blatt. Doetzer-Berweger hatte ihre Bitte weitergegeben, den Backstein möglichst nicht anzusprühen, sondern eine verputzte Stelle zu wählen – doch die gibt es fast gar nicht an dem Gebäude. Jedenfalls nicht dort, wo die Banane zur Geltung käme. Und verstecken möchten sie weder Thomas Baumgärtel noch Oliver Doetzer-Berweger. Denn die Banane ist eine Auszeichnung: Baumgärtel verleiht sie nur herausragenden Kunstorten. Die Städtische Galerie ist die zweite Kulturstätte in Herne, die sich nun mit der Banane schmücken darf: Im September vergangenen Jahres sprayte Baumgärtel sein Markenzeichen bereits an die Flottmann-Hallen.
Markenzeichen
Auf die Banane kam Baumgärtel vor über 25 Jahren als Zivlidienstleistender in einem katholischen Krankenhaus seiner Heimatstadt: Einen vom Kreuz gefallenen Korpus ersetzte er durch die Schale seiner Frühstücksbanane – und löste damit mehr als lebhafte Diskussionen aus. Wie auch heute noch. „Am spannendsten ist immer, wie die Leute reagieren”, sagt er.
Erkaufen kann man Baumgärtels Signet nicht, er entscheidet unabhängig, wer es erhält. Denn auch das kommt vor – dass er ablehnt. Seltener, dass er abgelehnt wird – wie an der Künstlerzeche Unser Fritz. Es sei dort ein Nachahmereffekt von Graffiti-Sprayern befürchtet worden, sagt Baumgärtel und zuckt bedauernd die Schultern.