Herne. .
Blumenkohl? Den kennt man als Gemüse – im Hals hat er nur etwas zu suchen, wenn er gut gekaut seinen Weg Richtung Magen antritt. Wenn er sich in der Halsschlagader ausbreitet, ist das schlecht. Dann heißt der Blumenkohl Plaques und ist „weiches, bröckeliges, gelbes und blumenkohlartiges Material“, wie Dr. Luc Claeys, leitender Arzt der Gefäßchirurgie des Marienhospitals Herne, erklärt.
Gut zwei Dutzend Besucher sind an diesem Samstagvormittag zum bundesweiten „Aktionstag Gefäßgesundheit“ ins Marienhospital gekommen, um sich über Therapie- und Diagnostikmöglichkeiten bei Gefäßerkrankungen zu informieren. Schöne Bilder bekommen sie zu diesem Thema nicht präsentiert, so zum Beispiel den diabetischen Fuß. Claeys geht es aber nicht darum, zu schocken. „Sinn und Zweck der Veranstaltung ist es zu zeigen, was man frühzeitig machen kann. Solche Bilder,“, er weist auf die Darstellung einer nahezu komplett verschlossenen Beinschlagader, „sollte man heute eigentlich als Arzt nicht mehr zu sehen bekommen.“ Damit deutet Claeys auch auf einen Wandel im Umgang mit Gefäßkrankheiten hin: Während früher meist chirurgisch eingegriffen wurde, stehe heute die Diagnostik im Vordergrund. Es sei möglich, Gerinnsel abzusaugen, bevor eine Operation notwendig würde.
Gefäßerkrankungen sind tückisch: Machen sie Beschwerden, schlägt man sich mit den Schmerzen herum – machen sie keine Beschwerden, sind sie meist jedoch umso gefährlicher. „Wenn sie an der Halsschlagader Beschwerden haben, ist es eigentlich schon zu spät“, fasst Claeys zusammen. Und: „Wenn ich an den Beinen was habe, kann ich auch oben was haben.“
Tatsächlich liegt der Schwerpunkt des diesjährigen Aktionstags auf den Beinen, insbesondere auf der so genannten „Schaufenster-Krankheit“. Mit Einkaufen hat das Ganze allerdings nichts zu tun: „Bei dieser Krankheit ist die Versorgung der Beine nicht mehr ausreichend gesichert, weil Gefäße verstopft oder verengt sind“, sagt Prof. Dr. Dieter Liermann, stellvertretender Leiter des universitären Gefäßzentrums der Ruhr-Universität Bochum im Marienhospital. Daraus ergibt sich dann das typische Bild eines Erkrankten: Er kann kaum noch laufen, muss deswegen öfter stehen bleiben. Weil vielen Betroffenen ihr Leiden peinlich ist, warten sie, bis der Schmerz abnimmt – und schauen dabei in ein Schaufenster, zur Tarnung also. Liermann: „Wir haben die Schaufenster-Krankheit als Schwerpunkt-Thema gewählt, weil das etwas ist, was die Patienten spüren können, aber auch durch andere wahrgenommen wird.“
Noch immer wird diese Krankheit in Deutschland häufig erst spät diagnostiziert, dabei ist die Diagnose selbst unaufwendig und schnell durchzuführen.