Herne. .
Eine städtische Tochter schluckt die andere: Der Energieversorger Stadtwerke Herne übernimmt das Logistik-Unternehmen Wanne-Herner Eisenbahn (WHE). Das beschloss der Rat am Dienstag mit nur einer Gegenstimme (des Vertreters der Alternativen Liste).
So einig, wie es das Abstimmungsergebnis vermuten lässt, waren sich die Stadtverordneten aber nicht. Voll des Lobes: Frank Dudda, Vorsitzender der größten Fraktion, der SPD. Eine Übernahme, schwärmte er, sei eine „Entscheidung von Rang“, ja eine „Sternstunde der kommunalen Wirtschaft in Herne“; seine Fraktion trage sie „mit Freude und Leidenschaft“ mit. Die WHE, begründete Dudda, könne unter dem Dach der Stadtwerke endlich bitter benötigte Investitionen tätigen. Im Raum stehen 23 Millionen Euro, die der neue Besitzer in den kommenden Jahren in den Aus- beziehungsweise Neubau von betagten Anlagen – darunter Kaimauer, Gleise und Loks – stecken soll. Geld, das der bisherige Besitzer Stadt Herne nicht hat. Diese Finanzspritze, so Dudda, gebe der WHE einen „ungeheuren Schub“. Das jüngst neu aufgestellte Unternehmen, das noch vor wenigen Jahren kurz vor der Zahlungsunfähigkeit stand, könne kräftig wachsen, neue Jobs seien eine Folge. Die Stadtwerke wiederum, so Dudda weiter, könnten sich breiter aufstellen.
Es war vor allem CDU-Fraktionschef Markus Schlüter, der seinem SPD-Kollegen am Nachmittag reichlich Wasser in den Wein schüttete. Offenbar habe die WHE auf dem Kapitalmarkt keinen guten Namen, sonst müsse wohl keine städtische Tochter einsteigen, stellte er fest. Und warf ein gutes halbes Dutzend Fragen auf: Woher nehmen die Stadtwerke das Geld für Investitionen? Was, wenn es an anderer Stelle fehlt? Warum muss der künftige Aufsichtsrat so groß sein? Und: Ist die große Gewinn-Erwartung nach der Übernahme durch den Energieversorger nicht ein klein wenig zu hoch gegriffen?
„Zum Wohle der WHE“, so formulierte es Schlüter, stimmte seine Fraktion aber schließlich für die Übernahme; leicht, betonte er, habe sie sich damit nicht getan. Das darf man getrost auch von Bündnis 90/Die Grünen annehmen, dem „Koalitionspartner“ der SPD. Sollte die WHE nun wie geplant ausgebaut werden, ist eine Zunahme gerade auch des Lkw-Verkehrs im (ohnehin schon gebeutelten) Wanner Norden alles andere als unwahrscheinlich. Die Entwicklung, so der grüne umweltpolitische Sprecher Dirk Gleba, müsse man beobachten – und dabei schon mal gleich mitüberlegen, wie weit das Logistik-Unternehmen überhaupt wachsen dürfe.
Einen Punkt gab es aber doch, in dem sich alle Redner einig waren: Sie lobten den scheidenden WHE-Chef Karl-Heinz-Adams, der das Unternehmen erfolgreich restrukturiert habe. Wer sein Nachfolger wird, entscheidet sich noch im Sommer. Auch auf ihn, das ist nun klar, kommt eine Mammut-Aufgabe zu.