Die 10a der Hiberniaschule führte am Samstag unter großem Beifall das Musical „Die Dreigroschenoper“ auf.
Auf der Bühne der Hiberniaschule an der Holsterhauser Straße bietet sich den zahlreichen Zuschauern ein Bild des Elends. Zitternde, in Lumpen gehüllte Gestalten sitzen auf der Treppe in Jonathan Peachums „Bettlergarderobe“. Im vorderen Bereich der Bühne ragen aus einer Kiste zwei Beinprothesen heraus.
Es ist die erste von zwei öffentlichen Vorstellungen der „Dreigroschenoper“, die von der zehnten Klasse aufgeführt wird. Bertolt Brechts Oper spielt im London der 20er Jahre. Es geht um den Streit zwischen dem Mafiaboss Mcheath, dem besten Freund des Polizeichefs, und dem „Bettlerkönig“ Peachum, der Bettler erpresst und besonders mitleiderregend herrichtet.
„Die Musik haben wir ein Jahr lang eingeübt, das Schauspiel etwa vier Wochen lang“, sagt Farah Bounjar. Die 16-Jährige trägt ein hautenges, rotes Kleid mit Schlitz und Highheels, ihre braunen Haare sind toupiert. „Ich spiele die Puffmutter, Jenny“, sagt sie und klimpert mit den langen, künstlichen Wimpern. Ob sie denn nervös sei? „Nein, Profis sind nicht nervös.“ Es ist Pause. Farah übt vor einem der großen Spiegel in der Garderobe ihr Solo. Daneben schminkt Lehrerin Silke Drenseck die 16-jährige Lina Stricker um. „Gerade habe ich eine Hure gespielt, gleich bin ich Lucy, die angeblich schwangere Tochter des Polizeichefs.“ „Wir brauchen noch die Sachen für den Bauch,“ fällt Silke Drenseck bei diesen Worten ein. Es wird hektisch in der Garderobe. „Das besondere ist, dass es keine Musical-AG, sondern ein Klassenprojekt ist. Alle sind beteiligt“, erklärt die 40-jährige Drenseck. Vor einem anderen Spiegel bekommt einer der Bettler gerade eine entzündete Wunde auf den Arm geschminkt. Man arbeitet mit viel Liebe zum Detail. Die Kostüme sind teilweise aus dem Fundus der Schule, teilweise vom Dortmunder Schauspielhaus geliehen.
Nach der rund 20-minütigen Pause geht es mit dem zweiten Akt weiter. Mackie Messer, der Chef der Londoner Unterwelt, sitzt dank der Huren, die ihn verraten haben, im Gefängnis. Eine kleine Zelle mit Pritsche, von einem Bauzaun abgegrenzt. Nina Stricker kommt als Lucy herein. Der falsche Bauch ist mit einer Schleife befestigt. Als auch noch Polly, Mackies Frau , hereinkommt, entbrennt ein wilder Zickenkrieg um den Ganoven. Mit Handtasche und Blumenstrauß schlagen die beiden aufeinander ein, während Mackie mit steinerner Miene auf der Pritsche hockt.
Zwischendurch wird auch immer wieder das Publikum eingebunden: Bettler laufen mit scheppernden Blechdosen durch die Reihen oder jagen den Zuschauern mit täuschend echten Gesichtsrosen einen Ekelschauer über den Rücken. Nach rund drei Stunden ist die Vorstellung beendet. Vom Publikum gibt es stehende Ovationen und die Schüler wirken zufrieden und ein bisschen erschöpft. Immerhin haben sie ohne Verstärkung so laut gesungen, dass man sie überall im großen Saal hören konnte. Aus lauter Freude über den anhaltenden Applaus starten sie eine Laola-Welle.