Wanne-Eickel. 9000 Euro soll ein 51-jähriger Wanne-Eickeler durch einen Griff in die Kasse des Sparclubs in der Bahnhofsgaststätte „Adler 1835“ veruntreut habe. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage erhoben.

15 Jahre stand Sonja Bongiorno in der Wanne-Eickeler Bahnhofsgaststätte „Adler 1835“ als Angestellte hinter dem Tresen, bis sie vor fünf Jahren die Lokalität am Heinz-Rühmann-Platz als Wirtin selbst übernahm. Doch einen solchen Abend wie jenen im November 2010 hat die 40-Jährige in diesen mehr als 20 Jahren noch nicht erlebt.

Praktisch unter Polizeischutz musste damals die jährlich Ausschüttung des im „Adler“ residierenden Sparclubs durchgeführt werden. Grund: ein tiefer Griff in die mit 27 000 Euro prall gefüllte Kasse des Clubs. Und: ins Kraut schießende Gerüchte, wer denn alles an dieser strafbaren Form der Selbstbedienung beteiligt gewesen sein könnte.

Die inzwischen von der Staatsanwaltschaft Bochum erhobene Anklage lässt keinen Zweifel daran, dass die von zahlreichen Geschädigten sofort zur Anzeige gebrachte Version auch der Wahrheit entspricht. Die Folge: Der Kassierer (51) des Sparclubs wird sich in Kürze wegen Unterschlagung von rund 9000 Euro vor dem Schöffengericht in Wanne-Eickel verantworten müssen. Das bestätigte der Bochumer Oberstaatsanwalt Wolfgang Dörsch auf Anfrage. Einen Verhandlungstermin am Schöffengericht Wanne-Eickel gibt es noch nicht, weil der zuständige Amtsrichter erkrankt ist.

Aufgeflogen ist der dreiste Diebstahl im November 2010 kurz vor der Ausschüttung im „Adler 1835“. Der offenbar hoch verschuldete Kassierer habe sich vor dem Gang zur Sparkasse, auf die die Sparerbeiträge regelmäßig hätten eingezahlt werden müssen, dem Vorsitzenden offenbart. So berichtet Mario Bongiorno (41), Ehemann der Wirtin und Schriftführer des Sparvereins, im Gespräch mit der WAZ.

Trotz des schon damals recht eindeutigen Sachverhalts standen zwei Tage später bei der Ausschüttung der Restsumme Polizeibeamte vor der Bahnhofsgaststätte Gewehr bei Fuß - auch, um mögliche Fragen zu beantworten oder Unklarheiten zu beseitigen. „Man weiß ja nie, wie hoch die Wellen schlagen“, sagt Sonja Bongiorno.

Die Veranstaltung sei dann aber sehr geordnet abgelaufen. Und das, obwohl rund 20 der insgesamt 54 Sparer wegen des Lochs in der Kasse völlig leer ausgingen. „Einige Mitglieder, die nicht so auf das ausgezahlte Geld angewiesen sind, haben von sich aus verzichtet“, sagt Mario Bongiorno. Auch er habe zu dieser Gruppe gehört.

Die Lust am Sparen hat die große Mehrheit der Mitglieder durch den Vorfall offenbar nicht verloren: Die Stammgäste des „Adler 1835“ zahlen schon wieder kräftig in die Sparkästen ein.

Spekulationen und Gerüchte über mögliche (Mit-)Täter seien „im Dorf Wanne-Eickel“ aber immer wieder mal laut geworden, so Sonja Bongiorno. Zum Beispiel, als sie sich jüngst - wie schon lange geplant - einen neuen Wagen gekauft habe. Doch spätestens mit einem Gerichtsurteil dürften die Gerüchte im „Dorf Wanne-Eickel“ verstummen.