Kenny Reese, gebürtig aus Texas, wohnhaft in Hessen, mag der breiten Bevölkerung unbekannt sein, unter Square Dancern ist er jedoch so etwas wie eine Legende. Nun gab er auch beim großen Tanzfest im Volkshaus die Schritte vor.
Kenny Reese ist der Caller, also der Mann, der die Tanzschritte ansagt oder auch singt, denen die Square Dancer folgen: Schritt nach rechts, Schritt nach links, Pirouette. Seine Kommandos ruft Reese in Tanzsäale rund um den Globus.
Dass den US-Amerikaner außerhalb der Square-Dance-Szene niemand kennt, ist dem Schattendasein geschuldet, das der Tanzsport in Deutschland fristet. 500 Vereine gibt es zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen, das Ruhrgebiet ist eine Hochburg. „Wir machen halt keine Wettbewerbe”, sagt Max Piechotta, „deshalb wird selten über uns berichtet.” Piechotta ist Präsident der Square Breakers Recklinghausen-Süd, die nun ihren zehnten Geburtstag im Volkshaus feierten. Piechotta ist alter Wanne-Eickeler, lebt in Essen. „Sein” Tanzsport folge einem Motto: „Es geht um Spaß.” Nicht um Leistung. Deshalb gibt es keine Wettbewerbe und keine Altersgrenzen: Die Spanne der Recklinghäuser Tanz-Vereinigung reicht von zwölf bis 80, alle schwoofen gemeinsam.
Piechotta trägt eine Art Bonanza-Hemd – Kleidung und Lebensart des amerikanischen Westens inspirieren auch die Mitglieder deutscher Vereine. „Manche sind ganz verrückt und planen sogar ihren Urlaub danach, wo Square-Dance-Klubs sind und man abends tanzen gehen kann.” Ob er auch einer von diesen Verrückten sei? „Ja. Ich fahre gerne nach Norddeutschland, da gibt es sehr viele Vereine.” Gut 300 Tänzer kamen ins Volkshaus, einige davon aus dem englischen Hastings, vom Recklinghäuser Partner-Verein.