Herne. .

Wer künftig in Herne vor einem Restaurantbesuch wissen möchte, wie es denn um die Hygiene in der Lokalität bestellt ist, kann sich an einer Gastro-Ampel am Eingang orientieren. Die Reaktionen auf diese vom Land entwickelte Reform, die zum 1. Januar in NRW in Kraft treten soll, schwanken zwischen Lob, Zweifel und harscher Kritik.

„Das geht völlig in Ordnung“, sagt Vesna Kosic vom Kolpinghaus in Wanne-Eickel über die Pläne. Sie habe nichts zu verbergen, also könnten die Ergebnisse auch öffentlich gemacht werden, erklärt sie.

Ihr Kollege Jens Willemsen hat gewisse Vorbehalte: Dem Chef des „Nils“ in Herne-Mitte gehen die Pläne nicht weit genug! „Die Gefahr besteht, dass das Kontrollsystem zu sehr aufgeweicht wird“, sagt er. Er sei ein Befürworter absoluter Transparenz. Klare einheitliche Regeln müssten her, um den Gast vor schwarzen Schafen zu schützen.

Harsche Kritik am Konzept von NRW-Verbraucherschutzminister Remmel (Grüne) gibt es vom Dehoga Westfalen, dem auch für Herne zuständigen Hotel -und Gaststättenverband. Als „Schuss in den Ofen“ und „politischen Aktionismus“ bezeichnet Geschäftsführer Claus Altendorf auf Anfrage die Ampel. Missstände seien auf diese Weise nicht zu verhindern. Altendorf plädiert vielmehr für die Einführung eines Siegels nach dem Vorbild des TÜV: Hygieneinstitute sollten in Gaststätten angekündigte Untersuchungen durchführen.

Und was sagen die absoluten Experten auf diesem Gebiet - die Lebensmittelkontrolleure der Stadt? „Wir begrüßen die Einführung einer Hygiene-Ampel“, sagt Manfred Plevnik, Leiter des fünfköpfigen Teams des Ordnungsamtes Herne, zur WAZ. Die Bürger hätten ein Recht auf solche Informationen. „Als ich vor 20 Jahren erstmals einen völlig verdreckten Betrieb gesehen habe, dachte ich mir: Eigentlich müssten alle wissen, wie es hier aussieht.“

Natürlich spiele auch der Faktor Mensch, hier: das Ermessen des Kontrolleurs, eine Rolle, räumt Plevnik ein. Aber: Das in Herne eingeführte Qualitätsmanagement gewährleiste eine sich an objektiven Kriterien orientierende Behandlung der Betriebe. „Nicht gleich draufhauen“ heiße die Maxime. „Beratung spielt eine große Rolle“, sagt Plevnik.

„Nils“-Geschäftsführer Jens Willemsen kann dies bestätigen: „Die Herner Lebensmittelkontrolle ist gut aufgestellt. Die Kommunikation stimmt“, lobt er. Aus Erfahrung wisse er, dass in Bochum viel schneller Strafgelder verhängt würden. Das liege aber nicht daran, dass die Lokale dort schlechter seien, betont Willemsen. Sondern? An der deutlich schlechteren Personalausstattung der Bochumer Lebensmittelkontrolle, sagt er.

Nach den Restaurants soll die Ampel zu einem späteren Zeitpunkt auch bei anderen Betrieben wie Bäckereien, Fleischereien und Großküchen bis hin zu Wochenmärkten eingeführt werden. Der Herner Metzger Detlef Holz hält davon nichts: „Das bisherige System reicht völlig aus“, sagt der Obermeister der Herner Fleischer-Innung. Nach Einführung der Ampel könne ein Fehler eines Kontrolleurs einen Betrieb schnell die Existenz kosten, glaubt er. Diese Befürchtung hat auch der Herner Bäcker Marc Sponheuer. Unterm Strich befürwortet er jedoch die Reform: „Im Prinzip bin ich für die Ampel.“