Wenn eine Jugendbande demnächst in Wanne-Nord nachts einen Betrunkenen über die Hauptstraße torkeln sieht und einmal mehr meint, ein wehrloses Opfer gefunden zu haben, könnte es für die Straßenräuber böse ausgehen.
Vielleicht handelt es sich bei dem vermeintlich Betrunkenen ja um einen verdeckten Ermittler der Polizei, und seine Kollegen lauern hinter der nächsten Ecke. Bochums Polizeipräsidentin Diana Ewert jedenfalls kündigte am Montag bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2010 an, dass sich ihre Mitarbeiter in den kommenden drei Jahren um drei Schwerpunktbereiche kümmern werden. Dazu zählen die Gewaltkriminalität auf Straßen und somit ausdrücklich auch Raubüberfälle. Ewert: „Wir wollen in den nächsten drei Jahren durch Präsenz und den Einsatz von verdeckten Kräften – also den Einsatztrupps zur Bekämpfung der Straßenkriminalität – bei intensiver Begleitung durch die Kommissariate anstreben, die Zahlen zu senken und die Aufklärungsquoten zu steigern.“ Die beiden weiteren Schwerpunkte der kommenden Jahre sind: Wohnungseinbrüche – „weil jeder Wohnungseinbruch neben dem wirtschaftlichen Schaden auch traumatisierende Wirkungen hat“, so die Begründung Ewerts. Und außerdem: Kriminalität mit Seniorinnen und Senioren als Opfer. Auch der Entwicklung, dass die Älteren besonders häufig bei Verkehrsunfällen verletzt werden, will das Polizeipräsidium (PP) Bochum, das auch für den gesamten Bereich der Stadt Herne zuständig ist, entgegenwirken.
Besondere Brisanz des angesprochenen Schwerpunktbereichs Wohnungseinbrüche lässt sich durch die Statistik allerdings nur für den Gesamtbereich des PP belegen. In den Städten Bochum, Herne und Witten ereigneten sich insgesamt mit 1842 Wohnungseinbrüchen 124 mehr als in 2009. Für Herne allerdings gilt: alles beim Alten! 473 Fälle in 2010 – haargenau so viele wie in 2009.
Noch deutlicher gegen den Trend im PP-Bereich nehmen sich die Herner Zahlen für den Schwerpunktbereich Straßenkriminalität aus. Während die Zahl der Fälle sowohl in Bochum (+3,48 %) als auch in Witten (+7,12 %) stieg, sank sie für Herne um 15,86 % – konkret um 594 von 3746 (2009) auf 3152 in 2010.
Umso heftiger ist der Anstieg bei den Taschendiebstählen. Zwar hat sich Gesamtzahl im PP-Bereich auch schon um etwa ein Viertel erhöht, wird aber durch die mehr als Verdoppelung der Herner Fälle bei weitem übertroffen. Machten die Taschendiebe 2009 in der Emscherstadt 123-mal lange Finger, so griffen sie in 2010 in Herne 341-mal zu.
Die Gesamtkriminalität ist in Herne – statistisch betrachtet – übrigens von 21 483 Fällen auf 13 608 Fälle enorm gesunken. Hintergrund ist allerdings ein Herner, dessen Internet-Auktionshaus-Betrug 2009 aufflog und in der damaligen Statistik mit gleich 6000 Fällen zu Buche schlug. Rechnet man diese heraus, so ist die Zahl der Gesamtkriminalität in Herne nur leicht gesunken – aber immerhin.