Herne. . Am Weltfrauentag diskuierten fünf Frauen aus drei Generationen und fünf verschiedenen Parteien über das Frausein und ihre Rolle in der vermeintlichen Männerdomäne Politik.
Fünf Frauen aus drei Generationen, mit unterschiedlichen Lebenserfahrungen, alle Mitglieder in verschiedenen Parteien. Was sie verbindet: Zum einen das Frausein, zum anderen – das Entscheidende – ihre aktive Tätigkeit in einer Männerdomäne, der Politik.
Anlässlich der 18. Herner Frauenwoche blicken sie zurück auf die Anfänge der Herner Gleichstellungsstelle vor 25 Jahren sowie auf die Entwicklungen, die sie als Politikerinnen erlebten und erleben. Beim Frauengesprächsabend „Generationendialog – Wie war das eigentlich früher?“ diskutierten am Dienstagabend in der Gleichstellungsstelle Herne unter der Moderation von WAZ-Redakteurin Ute Eickenbusch Bezirksbürgermeisterin Henny Marquardt (70, SPD), Bundestagsabgeordnete Ingrid Fischbach (53, CDU), Landtagsabgeordnete Bärbel Beuermann (55, Die Linke), Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) Silke Remiorz (26, SPD) sowie Bürgermeisterin Tina Jelveh (25, Die Grünen).
Politik eine Männerwelt
Schon bei der ersten Frage kristallisiert sich heraus: Wie der Anfang der Gleichstellungsstelle von den Podiumsteilnehmerinnen wahrgenommen und Frauenpolitik im Allgemeinen gesehen wird, ist eine Generationenfrage. Blickt Henny Marquardt zurück auf die Zeit vor 25 Jahren, sagt sie: „Damals war die Politik eine Männerwelt. Männer gingen zur Versammlung, Frauen kümmerten sich um den Haushalt.“ Irgendwann sei die Zeit reif gewesen, etwas zu ändern. „Uns war klar, die Frauen können was“, sagt Marquardt.
Anders kam Ingrid Fischbach mit Gleichstellungspolitik in Berührung. „Ganz ehrlich, für mich war das gar kein Thema“, gibt sie offen zu. Erst als Mutter sei ihr vor Augen geführt worden, dass Frausein und Beruf nicht vereinbar gewesen seien – ein Thema, das sie fortan nicht mehr losließ.
Was die Gleichstellungsstelle leistet
Ähnlich ging es Bärbel Beuermann. In der Gewerkschaft und der Friedensbewegung hätten schon damals Frauen eine starke Stimme gehabt. In ihrem Beruf als Lehrerin an einem Wattenscheider Berufskolleg machte sie die entscheidenden Erfahrungen. „Da sagten männliche Kollegen, die Mädchen, ich betone Mädchen, können ja mal Kaffee kochen“, nennt sie ein Beispiel.
Die beiden jüngsten Diskussionsteilnehmerinnen indes konnten die Anfänge gar nicht richtig miterleben. „Ich bin erst darauf aufmerksam geworden, als ich schon politisch aktiv war“, so Silke Remiorz. Und auch Tina Jelveh lernte die Gleichstellungsstelle erst durch ihre Ratstätigkeit kennen. Die 25-Jährige lobt zwar die Arbeit, kritisiert aber, dass die Wirkung nach außen zu gering sei und viele gar nicht wüssten, was die Stelle leiste.
Zukünftige Entwicklungen
Mit der Kritik ist die Diskussion entbrannt. Fischbach betont, dass es in der Gleichstellungsstelle nicht nur um Frauenförderung gehe, sondern sie für Frauen und Männer gleichermaßen da sei. Die Diskussionsteilnehmer springen von der Vergangenheit auf ganz aktuelle Fragen: Frauenquote, Vereinbarung von Muttersein und Beruf, Politikverdrossenheit.
Schließlich stellen sich die Podiumsteilnehmer den Fragen aus dem Publikum. Zwischen den rund 20 Frauen – die jüngere Generation fehlt weitestgehend – hat sogar ein Mann den Weg in die Gleichstellungsstelle gefunden.