Wanne-Eickel. .
Das Bauunternehmen Müller ist gerettet. Das bestätigt Insolvenzverwalter Frank Kebekus gegenüber der WAZ. Zwei Investoren steigen ein und gründen neue Firmen.
Wermutstropfen: Von den rund 150 Mitarbeitern muss gut die Hälfte gehen. Kündigungen seien aber „nur“ rund 20 ausgesprochen worden, so der Düsseldorfer Anwalt. Er zeigt sich „sehr zufrieden“ mit dem Ergebnis.
Zur Erinnerung: Zum Jahresende hatte das Straßen- und Tiefbau-Unternehmen von der Hafenstraße einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Grund, sagte Geschäftsführer Jörg Müller damals, waren die harten Winter 2009/2010 sowie 2010/2011. In den außergewöhnlich langen und extremen Eis- und Schneeperioden sei Arbeit nicht möglich gewesen; das habe der Gruppe schließlich das Rückgrat gebrochen. Schon damals aber zeigte er sich zuversichtlich: Mit Einsetzen des Tauwetters und Temperaturen über dem Gefrierpunkt sei Müller wieder voll im Geschäft.
Nach wochenlangen Verhandlungen wird die Karl Müller KG mit ihren vier Tochtergesellschaften nun zerschlagen. Aus der Taufe gehoben werden zwei neue Unternehmen: die Müller Tiefbau GmbH und die Emscher Bau GmbH.
Müller Tiefbau, hervorgegangen aus dem Tochter-Unternehmen Jörg Müller, geht an die Dortmunder Firmengruppe Jaeger, rund 40 der einst über 90 Mitarbeiter werden übernommen. Der Name Müller soll erhalten bleiben, habe er in der Branche doch einen guten Namen, sagt der neue Betriebsleiter Klaus Bietz. Der Kanalbauer Emscher Bau, hervorgegangen aus dem Müller-Tochter-Unternehmen Emscher Bauunion, wird vom bisherigen Geschäftsführer und Minderheitsgesellschafter Karl-Friedrich Kadur komplett übernommen. Von den bisherigen knapp 55 Mitarbeitern muss hier ein halbes Dutzend gehen. Für den bisherigen Firmenchef Jörg Müller ist kein Platz mehr in den beiden neuen Unternehmen. Der 54-Jährige hilft bei der Abwicklung und scheidet zum Monatsende aus.
Es sei ziemlich selten, dass ein insolventes Bauunternehmen gerettet werden kann, sagt ein zufriedener Insolvenzverwalter Kebekus. Die Kunden – darunter Kommunen, aber auch Private wie Eon oder Gelsenwasser – seien bei der Stange geblieben; die Auftragsbücher, bestätigen Karl-Friedrich Kadur, Chef der neuen Emscher Bau, sowie Klaus Bietz, Betriebsleiter der neuen Müller Tiefbau GmbH, seien deshalb gut gefüllt. Beide schauen nach den Restrukturierungen optimistisch nach vorn – und sind sicher, dass die beiden Unternehmen nun fit sind für die Zukunft.
Dass es an der Hafenstraße vergleichsweise wenige Kündigungen gibt, liege daran, dass Zeitverträge ausliefen, sich mehrere Mitarbeiter selbstständig machten oder bereits in anderen Firmen unterkamen. So hat beispielsweise ein Bauunternehmen aus Lünen gleich zehn Beschäftigte der Müller-Gruppe eingestellt. Die Mitarbeiter in den neuen Unternehmen, die auch künftig unter einem Dach arbeiten, bleiben zu den alten Konditionen beschäftigt. Lohnkürzungen, stellt Kadur klar, gebe es nicht. Sozialplan und Interessenausgleich, fügt Bietz an, seien „sozialverträglich“.