Nach dem Unglück bei der Love-Parade im Sommer gibt es neue Sicherheitsbestimmungen für Open-Air-Großveranstaltungen. Beim Rosenmontagsumzug in Herne kommen sie nicht zur Anwendung.
In Attendorn darf die große Konfettikanone dieses Jahr beim Karnevalsumzug vielleicht nicht rollen, in Mühlheim fällt der Kinderkarnevalszug aus. Der Grund: verschärfte Sicherheitsanforderungen bei Großveranstaltungen; 21 Menschen starben im Sommer 2010 im Gedränge der Duisburger Loveparade. Als Konsequenz des Unglücks hat das NRW-Innenministerium die Genehmigung für Open-Air-Veranstaltungen ab 5000 Zuschauern mit strengeren Auflagen verbunden. Zu streng, finden viele Veranstalter von Karnevalsumzügen.
In Herne zumindest bleibt erstmal alles beim Alten. „Im Februar haben wir unsere Organisationssitzung, an der auch die Stadtverwaltung, die Feuerwehr und das Ordnungsamt teilnehmen. Wir gehen davon aus, dass unser Sicherheitskonzept angenommen wird“, sagt Kai Gera, Geschäftsführer der Herner Karnevalsgesellschaft (HeKaGe), die traditionell den Rosenmontagsumzug veranstaltet. Die Sicherheitsstandards während des Karnevalszugs seien jedoch generell hoch.
Auch der neue Verlauf des Umzugs ändert nichts am bestehenden Sicherheitskonzept: Zum ersten Mal geht es in diesem Jahr nicht von Sodingen aus bis zum Herner Rathaus, sondern in umgekehrter Richtung zur Akademie Mont-Cenis. So soll der Alkoholismus eingedämmt werden, der Rathausvorplatz sah nach dem Besuch feierfreudiger Jecken stets aus wie ein Schlachtfeld. Stattdessen findet die Party Rosenmontag in der Akademie statt, Eintritt acht Euro. Kai Gera: „Während der Party ist die Akademie für die Sicherheit zuständig, die hat natürlich eigene Vorschriften.“
Horst Martens vom Pressebüro der Stadt Herne bestätigt, dass es kein neues Sicherheitskonzept geben wird: „Wir werden unser Konzept nicht von Düsseldorf absegnen lassen.“ Dies sei gar nicht nötig, denn: „Es gibt relativ wenig Parallelen zwischen den Ereignissen in Duisburg und Herne.“ So werde in Herne die Marke von 5000 Besuchern während des Umzugs keinesfalls erreicht, in die Akademie würden allenfalls ein paar hundert passen. Trotzdem betont Martens: „Unser bestehendes Konzept wird natürlich immer wieder angepasst. An neuralgischen Punkten der Strecke, zum Beispiel an der Ecke Bahnhofstraße und City-Center, achten wir auf besondere Vorsichtsmaßnahmen wie Absperrgitter.“ Wie Gera verweist Martens auf den geltenden hohen Sicherheitsstandard des Herner Rosenmontagsumzugs: „Jeden Wagen müssen pro Achse zwei Ordnungsleute begleiten, einige Straßen werden abgesperrt.“
Zusätzlich gebe es viele Gespräche zwischen den Partnern der Veranstaltung. Martens: „Jeder muss seine Aufgabe erfüllen, damit es funktioniert.“ Sollte Düsseldorf doch noch das Herner Konzept einfordern, sei das kein Problem.