Sparkassenchef Hans-Jürgen Mulski glaubt an eine Fortsetzung des „konjunkturellen Tauwetters“. Die Kunden blieben 2010 vorsichtig.

Eine Sparkasse ist so etwas wie das Spiegelbild der örtlichen Wirtschaft, ist sie doch lokal verankert und bedient Bürger wie Unternehmen gleichermaßen. Wenn die Herner Sparkasse also ihre Zahlen für 2010 vorlegt, lohnt es sich, genauer hinzuschauen, will man wissen, wie es den Menschen vor Ort in Zeiten der Wirtschaftskrise geht. Nicht gerade blendend, könnte man mit Blick auf die Geschäftsentwicklung sagen, aber auch: besser als noch vor einem Jahr befürchtet. Und: Es geht aufwärts.

Bevor die Herner Sparkasse zum Jahresende ihre Pforten schloss und einen Strich unter 2010 zog, präsentierte sie die Zahlen für das abgelaufene Jahr. „Gut aufgestellt“ sieht Sparkassen-Chef Hans-Jürgen Mulski da sein Haus, das über 65 000 Privat- und 2300 Geschäftskunden betreut. Und er ist optimistisch, schaut positiv nach vorn. Das „konjunkturelle Tauwetter“, glaubt er, setze sich fort. Seine Hoffnung schöpft Mulski aus den vielen Zeichen der Erholung, die das kommunale Geldinstitut vor allem in der zweiten Jahreshälfte ausgemacht hat: Das Wachstum steigt, die Arbeitslosigkeit sinkt -- und seine Zahlen ziehen an.

„Wer hätte Anfang 2010 geglaubt, dass die Konjunktur so kräftig Fahrt aufnimmt?“, fragt Mulski rhetorisch. Um zu bekennen: Eine solche Dynamik auf dem Finanzmarkt – vom Höhenflug zum Zähneklappern und nun wieder in Richtung Erholung – habe er in seinen knapp 20 Jahren als Banker in Herne noch nicht erlebt.

Kundeneinlagen

Allem Optimismus zum Trotz: Otto Normalverbraucher bleibt vorsichtig. Die Kunden legen ihr Geld noch immer in kurz- und mittelfristigen Anlageformen an, auch wenn die Verzinsung hier deutlich geringer ausfällt. Firmen- und Gewerbekunden hielten ihre Anlagen in Termingeldern weitgehend stabil. Mit gut 1,25 Milliarden Euro lag der Bestand an Kundeneinlagen mit einem Plus von 40 Millionen Euro leicht über dem Niveau des Vorjahres.

Wertpapiergeschäft

2009 war das Wertpapiergeschäft um satte 46 Prozent eingebrochen. Viel besser sah es im vergangenen Jahr auch nicht aus, das Umsatzvolumen erreichte mit rund 130 Millionen Euro gerade mal das Niveau des Vorjahres. Neben der Finanzmarktkrise habe auch die Euro-Krise zur Verunsicherung der Kunden beigetragen und das Wertpapiergeschäft ausgebremst, so Mulski. Er kann sich noch gut an Zeiten erinnern, als sein Haus 250 Millionen Euro an Aktien umsetzte. Immerhin: Der Dax steigt und mithin die Laune des Sparkassen-Chefs.

Kredite

Auch hier zeigt sich: Im vierten Quartal zog die Kreditnachfrage deutlich an. Summa summarum erreichte das Kreditneugeschäft bei den Firmen und Privatkunden aber nur das Niveau des Vorjahres. Dabei gibt es ein zweigeteiltes Bild: Die Unternehmen und Selbstständigen liehen sich in Zeiten der Wirtschaftskrise weniger Geld (die Zusagen sanken von 78 auf 50 Millionen Euro), die Zusagen an Privatkunden kletterten dagegen um rund 20 Millionen auf gut 70 Millionen Euro. Anhand der gestiegenen Kredite für den Wohnungsbau (von 49 auf 60 Millionen Euro) zeigt sich einmal mehr: In unsicheren Zeiten investiert der Bürger in sichere Werte – und richtet sich daheim schön ein.

Ihrem Auftrag nach setzt sich die Herner Sparkasse für ihre Bürger ein. So hat das Kreditinstitut auch im abgelaufenen Jahr Projekte aus Kunst und Kultur, Wissenschaft, Bildung und Erziehung sowie Sport und Soziales unterstützt.

Genaue Angaben zum Sponsoring macht das Haus nicht. Im abgelaufenen Jahr führte die Herner Sparkasse erstmals zwei Millionen Euro in den Haushalt ab – der Träger, die marode Stadt, hat das so beschlossen.