Eickel. .
Ganz wohl fühlen sich Andrea und ihr Ehemann Kaid Darwiche nicht dabei, von der WAZ-Redaktion als „Menschen 2010“ in den Mittelpunkt gerückt zu werden. „Da haben doch viele mitgearbeitet“, „das ist nicht unser Verdienst allein“, lauten ihre Gegenargumente. Doch bei allem Verständnis für diese Bescheidenheit: Hätten die Darwiches nicht im Frühsommer die Initiative ergriffen und Mitstreiter für den Erhalt des Minizoos in Eickel um sich geschart – wer weiß, ob man heute sagen könnte: Gefahr gebannt – zumindest vorerst.
Nicht, dass die beiden nichts Besseres zu tun gehabt hätten. Dr. Kaid Darwiche arbeitet als Lungenspezialist in der Essener Ruhrlandklinik, Gattin Andrea als Qualitätsbeauftragte im Ev. Krankenhaus in Eickel. Zwei Jungs hat das Paar, dazu mehrere Katzen und ein Haus mit Garten in der Zur-Nieden-Straße. Da kommt keine Langeweile auf.
„Erst waren da nur Gerüchte – man hätte etwas mit dem Minizoo vor, so richtig etwas Genaues wusste im Frühsommer niemand“, erinnert sich der Wanne-Eickeler Arzt. Irgendwann haben er und seine Frau mit ihrem Nachbarn Peter Böttcher, dem jetzigen Vereinsvorsitzenden, am Gartenzaun über die Sache gesprochen. Kaid Darwiche: „Herr Böttcher wusste von dem Blättchen, dass die SPD im Vorfeld der Wahlen herausgegeben hatte, und darin war ja schon von Veränderungen in puncto Minizoo die Rede. Man wollte es den Bürgern als politische Glanzleistung, als Win-Win-Situation, verkaufen.“
Klar war, dass es um Sparzwänge ging, dass es galt, ein schlüssiges Haushaltskonsolidierungskonzept vorzulegen. Fraktionsübergreifend hatte der Rat der Stadt ein Sparpaket gebilligt, das unter anderem vorsah, den Minizoo so zu verändern, dass Kosten gespart würden und durch Bau-Grundstücksverkäufe im Bereich des Parks bzw. des Betriebshofes zusätzlich Geld in die Stadtkasse zu bringen. „Was wir nicht wussten, war, ob die Dinge schon beschlossene Sache waren oder ob es nur Vorschläge waren“, sagt Andrea Darwiche.
Von da an versuchten die Darwiches und ihr Nachbar, Informationen zu den Plänen zu sammeln. „Aber wo wir auch fragten – niemand wollte so recht mit der Sprache heraus. Also beschlossen wir, selbst aktiv zu werden“, schildert Kaid Darwiche die Anfänge. Schließlich trommelte das Paar alle um den Minizoo besorgten Nachbarn, die lokale Presse und Vertreter von Naturschutzverbänden und Bürgerinitiativen zusammen. Und so fand am 5. Juli im Garten der Familie Darwiche an der Zur-Nieden-Straße die erste Versammlung der Gruppe statt, aus der Anfang August der Verein „proPark“ entstehen sollte. Etwa 50 Bürger kamen. Schon bei diesem ersten Treffen waren Bürger dabei, die sich später neben den Darwiches als Stützen im Kampf um den Erhalt des Eickeler Minizoos erweisen sollten – Hiltrud Buddemeier vom BUND etwa oder auch die Leiterin des Elisa-Stifts, Gabriele Burchhardt-Stücker.
Andrea Darwiche: „Mir und meinem Mann als Wanne-Eickelern liegen der Minizoo und der Park schon immer am Herzen. Und seitdem unsere Kinder auf der Welt sind, wissen wir, das gesamte Ensemble, das der Zoo, der Park mit dem Spielplatz und den Toiletten bilden, besonders zu schätzen.“ Und ihr Mann ergänzt: „Hinzu kommt, dass dieses Ensemble auch für ältere Menschen wertvoll ist. Hier treffen sich Alt und Jung, Leute mit und ohne Migrationsgeschichte, Menschen aus ganz unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen. Das zu zerstören wäre fatal gewesen.“
Schnell kristallisierte sich heraus, dass es nicht ausreichen würde, sich mit einem Protestschild in der Hand irgendwohin hin zu stellen. Die Gruppe streckte ihre Fühler aus, suchte Kontakt zu Leuten, „die sich mit so etwas auskennen“ – dem Anwalt der Bewegung „Mehr Demokratie!“ etwa oder Stefan Fleischmann von der „Kost-Initiative“. Kaid Darwiche: „Alles konnte nur auf ein Bürgerbegehren hinauslaufen.“ Unterschriften wurden gesammelt. „Am ersten Tag unterschrieben 1500 Bürger“, so Andrea Darwiche, „das hat uns unglaublich Mut gemacht.“
Nahezu 15 000 Unterschriften waren es, als SPD-Fraktionschef Frank Dudda und Stadtbaurat Jan Terhoeven schließlich Anfang September im Sud- und Treberhaus einlenkten, versicherten, es habe sich bei den Zoo- und Grundstücksplänen um „Prüfaufträge“ gehandelt und man wolle die Dinge belassen, wie sie sind. Der öffentlich aufgebaute Druck hatte gewirkt.
„Wir werden sehr aufmerksam darüber wachen, dass sich alle an ihre Zusagen halten und notfalls das Bürgerbegehren fortführen“, sagt Kaid Darwiche, der im Januar in der Sache beim Regierungspräsidenten vorsprechen wird. Der Minizoo-Kämpfer: „Ein Nebeneffekt ist: Wir sind deutlich politisiert worden, wissen jetzt, wie gewisse Dinge laufen, von denen wir es vorher nicht wussten.“