Herne. .

Was tun, wenn am Silvesterabend plötzlich ein Menü fehlt? Koch Johannes Große zaubert mit Zutaten aus dem Tankstellen-Sortiment.

Silvester mit Freunden zu Hause feiern, Raclette machen, gemütlich schnacken und um Mitternacht das neue Jahr begrüßen. Soweit der Plan. Aber was, wenn man den Raclette-Grill am frühen Silvesterabend aus dem Keller kramt, den Stecker zur Probe in die Steckdose steckt und – puff – die Sicherung rausknallt? Grill kaputt, Plan auch. Geschäfte und Supermärkte sind bereits geschlossen. Moment: Hat nicht die Tankstelle um die Ecke einen Shop, in dem man allerlei Lebensmittel bekommt? Lässt sich damit ein gästetaugliches Menü auftischen?

Für Johannes Große (49), Küchenchef im Herner Parkrestaurant, kein Problem. Er zeigt, dass man auch mit Zutaten aus dem Tankstellen-Sortiment ein Drei-Gänge-Menü inklusive Aperitif zaubern kann. „Mit ein bisschen Kreativität schafft man das schon“, verspricht er.

Ganz simpel geht es los, mit einem Orangencocktail zum Empfang. Einfach Orangensaft mit Sekt auffüllen“, sagt er und nimmt eine Plastikflasche O-Saft aus der Kühlung und eine Flasche trockenen Sekt aus dem Regal. Mit 9,49 Euro liegt der Preis dafür zwar ziemlich hoch. Aber Sekt dürfte man an Silvester ja sowieso im Hause haben.

Weiter geht es mit einer Suppe als Vorspeise. Zur Auswahl stehen: Nudelsuppe aus der Dose oder eine Biersuppe. Fertigsuppe ist zu langweilig, Große entscheidet sich für letzteres Rezept. Dabei geht er davon aus, dass man einige grundlegende Zutaten im Haus hat. Eine Flasche Bier und eine Packung Toast findet er im Tanken-Regal. Zunächst rührt man eine Mehlschwitze an. „Zwiebeln dürfen nicht fehlen“, betont er. Mit Bier und Milch wird die Suppe aufgegossen, schließlich mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt. Für den gewissen Pep sorgen Croûtons. „Man muss nur die Toastscheiben klein würfeln und sie in heißer Butter anschwitzen, bis sie goldbraun sind“, so der Koch.

Beim Hauptgang wird’s schon schwieriger. „Eigentlich hätte ich lieber Pangasiusfilet gehabt“, gesteht Große, „aber man muss halt mit dem leben, was man bekommt.“ Also greift er zu zwei Dosen Fischfilet in Tomaten-Creme. Habe man ein paar Kräuter und Tomatenmark im Haus, könne man eine schöne Tomatensoße auch selber machen. „Zur Not muss man sie halt mit Ketchup verlängern“, sagt der Küchenchef.

Aus dem Kühlregal greift er jungen Gouda, im Regal, wo der Ketchup steht, findet er eine Packung Spaghetti. Große: „Die würde ich extra kochen, den Fisch mit dem Käse im Backofen gratinieren. Das passt gut, mit der Tomatensoße.“ Salat findet er nicht, sieht aber im Backshop belegte Brötchen mit Salat, Tomaten und Gurken garniert. „Vielleicht könnte man ja der Verkäuferin davon was abschwatzen, Salat würde nämlich gut passen“, sagt er.

Gang drei besteht schließlich aus Eis. Eine Packung Speiseeis Fürst Pückler Art steht im Tiefkühlregal. Aus dem unteren Regal fischt der Experte Chocolate Chips. Sein Tipp: „Diese zerbröseln und über das Eis streuen.“ Wem die Packung für 3,69 Euro zu teuer ist, nimmt eine Tafel Schokolade. „Für eine tolle Schokosoße einfach im Wasserbad schmelzen. Wenn man hat, mit Sahne verfeinern.“

Und hat diese Zusammenstellung nun Sterne-Potenzial? „Es ist schon schwierig, mit nichts was zu zaubern“, antwortet Große, „aber mit ein bisschen Mut klappt das schon. Einfach dem Bauchgefühl folgen.“