Herne.

Einstimmig hatte der zehnköpfige Vorstand entschieden, auf lange Sicht die IG Metall Herne und Bochum miteinander zu fusionieren. Mit einer Mehrheit von sechs Stimmen, fegten die Delegierten jetzt aber die Fusionspläne vom Tisch.

Dass es eine knappe Angelegenheit werden würde, das hatten Signale im Vorfeld der entscheidenden Delegiertenversammlung gezeigt. Der Ortsvorstand der IG Metall war trotzdem zuversichtlich, eine Mehrheit zu bekommen: Einstimmig hatte der zehnköpfige Vorstand entschieden, auf lange Sicht die IG Metall Herne und Bochum miteinander zu fusionieren. Nach einer anderthalbjährigen Kooperation hätte es Mitte 2012 so weit sein sollen. Als die Bochumer bereits zugestimmt hatten, mussten nur noch die hiesigen Gewerkschafter Ja sagen.

Taten sie aber nicht. Mit einer Mehrheit von sechs Stimmen, fegten die Delegierten die Fusionspläne vom Tisch. „Demokratie heißt, eine Abstimmung auch verlieren zu können“, sagt die 1. Bevollmächtigte der IG Metall Herne, Eva Maria Kerkemeier. Die Traditionalisten hätten sich nach einer sehr emotional geführten Diskussion durchgesetzt. „Sie wollen an dem festhalten, was sie haben. Die Herner IG Metall ist immerhin über 100 Jahre alt.“

Kerkemeier samt Vorstandskollegen wollten zunächst mit einer Kooperation, später mit einer Fusion die „Gewerkschaftsarbeit vor Ort stärken.“ 2012 sollten gemeinsame Organisationswahlen mit Bochum angestrebt werden. Ein Büro in der Emscherstadt, „eine Anlaufstelle für die Kollegen“, wie Kerkemeier sagt, sollte erhalten bleiben. Darüber hinaus sollte Herne mit 25 Prozent der Mandate bei Wahlen ausreichend Einfluss gesichert bekommen.

Hintergründe der angestrebten Fusion sind Verschiebungen in der Mitgliederstruktur. Der Anteil der Rentner und Arbeitslosen wächst. Die IG Metall Herne hat nur noch etwa 5000 Mitglieder, über die Hälfte davon aber sind keine Vollzahler mehr. Das, so Kerkemeier, habe nicht nur finanzielle Konsequenzen, auch der politische Einfluss schwinde. „Die Wirtschaftskrise hat uns noch einmal so richtig erwischt, zudem sterben pro Jahr mehr Mitglieder, als eintreten. Wir brauchen eine hohe Organisationsquote. Die politische Kraft der Gewerkschaft kommt aus den Betrieben. Der Anteil der nicht in Betrieben beschäftigten Mitglieder aber steigt und steigt“, sagt Kerkemeier. Mit der Fusion wollten Herne und Bochum die Verwaltung umorganisieren und Kräfte bündeln. Sie wollten einen Weg gehen, den andere Gewerkschaftsbezirke bereits gegangen sind.

Daraus wird zunächst nichts. Ob und wann die Pläne erneut auf die Tagesordnung kommen, „darüber will ich nicht philosophieren“, so die 1. Bevollmächtigte. Am Montag trifft sich der Ortsvorstand, um mit ein bisschen Abstand zur Abstimmungsniederlage die Situation zu beraten. Kerkemeier: „Ich halte an den Plänen fest, weil ich die IG Metall stärken will.“ Vielleicht sei das Anstreben der Fusion für einige zu schnell gekommen. „Wir haben bereits recht lange diskutiert, wir müssen uns aber wohl noch mehr bemühen, alle Kolleginnen und Kollegen mitzunehmen.“