Herne. .

In der entwidmeten Bochumer Marienkirche proben die Streetart-Akrobaten von „Urbanatix“ für ihre nächste Show. Auch junge Herner werden vom 10. bis 19. Dezember dabei sein und das Publikum in der Jahrhunderthalle Bochum begeistern.

Nach einer Kirche sieht es nicht gerade aus. Riesige Holzkisten stehen verteilt im Raum. Eine Rampe lädt zu Sprüngen mit dem BMX-Rad ein. Auf zwei großen Trampolinen lassen sich ein paar junge Erwachsene in die Luft katapultieren. Am anderen Ende des Raumes steht eine Couch, dahinter ist eine Tanzfläche mit Spiegelwand aufgebaut. Und doch, all diese Dinge befinden sich tatsächlich im Inneren eines ehemaligen Gotteshauses.

Hier proben die Akteure von Urbanatix für ihre neue Show. Eine von ihnen ist Anna Herkt (16). Die Schülerin des Pestalozzi-Gymnasiums wird zum ersten Mal mit auf der Bühne stehen. Ihre Streetart-Disziplin ist das Tricking, eine Mischung aus Kunstturnen und Kampfsport. Mit anderen Trickerinnen macht sie sich warm, übt Drehungen, Sprünge, dehnt sich und tanzt vor dem Spiegel ein paar Schritte.

Erst seit einem Casting im September ist sie dabei. Seit ihrem siebten Lebensjahr ist sie Kunstturnerin, die nötigen Grundlagen bringt sie also mit. Die Kampfsportelemente hingegen sind für sie ganz neu. „Aber das machen sowieso eher die Jungs“, sagt sie.

Über Freunde aus ihrem Turnverein ist sie auf die Streetart-Akrobaten aufmerksam geworden. „Ich hab mir die Show im Mai angeguckt. Das hat mir so gut gefallen, dass ich auch mitmachen wollte und zum Casting gegangen bin“, so die Schülerin. Dass sie sofort dabei ist, hätte Anna nie gedacht. Um so mehr freut sie sich: „Ich hab schon immer gern auf der Bühne gestanden. Aber die kleinen Wettkämpfe beim Turnen sind schon was anderes als das hier.“

Bereits zum zweiten Mal dabei ist Finn Sammerl. Die Disziplin des 18-jährigen Schülers des Gymnasiums Eickel nennt sich Parkour/Freerunning. „Das ist eine Straßensportart, die es ermöglicht, den urbanen Raum oder die Natur und seine Umgebung anders wahrzunehmen und sich uneingeschränkter fortzubewegen“, erklärt er. Häuser, Mauern, Pfützen, Bänke, Bäume – auf einer Strecke von A nach B gilt es, solche Hindernisse sportlich-kreativ zu überwinden. „Im Prinzip geht es darum, mit der uns gebotenen Umwelt klarzukommen, wie sie ist, und sie zu unserem Spielplatz zu machen“, sagt auch Pablo Giese (29). Dabei komme es auf maximale Freiheit, Kreativität und Individualismus an. „Im Parkour wird jegliche Gleichschaltung abgelehnt.“

Der Herner ist ebenfalls Parkour/Freerunning-Akteur, gleichzeitig aber auch einer der Trainer und Choreografen der Produktion. Für die Show muss er ein wenig von der Parkour-Maxime abweichen. Die Abläufe werden klar choreografiert sein. „Da gibt es absolut keine Freestyleparts“, schüttelt er den Kopf, „das ist für die Jungs wichtig. Salti, Drehungen, Sprünge – auf einer Grundfläche von etwa 60 Quadratmetern wäre es sonst zu gefährlich.“

Nach dem Erfolg von Urbanatix im Mai sind die Erwartungen an die neue Show sehr hoch. Finn nimmt es gelassen: „Die werden wir erfüllen und übertreffen. Wie’s aussieht, werden wir nur noch besser.“ Ebenso selbstbewusst ist der Trainer: „Wir freuen uns auf die Shows, denn wir spüren, dass wir das Potenzial haben, die letzten Shows um Längen zu toppen.“