Herne. .
Fast 160 000 Besucher werden bis zum Sonntag, 28. November, die Ausstellung „AufRuhr 1225!“ über das Mittelalter an Rhein und Ruhr im LWL-Museum gesehen haben. Mit 125 000 Besuchern war bisher „Klima und Mensch“ der Rekordhalter.
D ass das Mittelalter eine sichere Bank sein würde, hatte Dr. Josef Mühlenbrock schon geahnt, als er im Februar die Schau „AufRuhr 1225!“ eröffnete. Vorsichtig bezifferte er damals seine Erwartungen mit 80 000 Besuchern. Es werden fast doppelt so viele sein, wenn die Erlebnisausstellung im LWL-Museum für Archäologie am Sonntag zu Ende geht. Mit 125 000 Besuchern war bisher „Klima und Mensch“ der Rekordbrecher.
Den Zulauf verdanke AufRuhr ihrem Konzept „als Mitmachausstellung für die ganze Familie“, glaubt Mühlenbrock, die einerseits durch ihre kunsthistorischen Objekte überzeuge, „in der man aber auch eine Ritterrüstung anziehen und sich in ein mittelalterliches Bett legen kann“.
Zeigte sich der Museumschef zur Jahreswende noch skeptisch, ob die Ernennung zum offiziellen Kulturhauptstadtprojekt zusätzliche Besucher anziehen werde, sieht er das jetzt bestätigt. Der Vorteil: „Wir sind in allen Medien der Kulturhauptstadt erwähnt worden.“ Und mehr als das: Werbung und Marketing waren in einem Umfang möglich, den sich das Haus in mageren Zeiten sonst nicht leisten kann – vom Aufdruck auf 1,5 Millionen Bäckertüten bis zu den Folien an den Schaufenstern Herner Einzelhandelsgeschäfte.
Abgestrahlt hat die Sonderausstellung bis in die umliegenden Restaurants, wie Mühlenbrock von den Gastronomen erfuhr. Neben den Eintragungen in den Gästebüchern sei auch das Echo in den überregionalen Zeitungen „durchweg sehr positiv“ ausgefallen, sagt Mühlenbrock. Fast alle großen Blätter von Zeit über Welt bis zur Bild hätten berichtet. Auch Fachwissenschaftler und Museumskollegen seien sehr interessiert gewesen.
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Natürlich auch an der „Motte“, die etwas verspätet im Frühjahr im Schatten des Museum errichtet worden war und dort bis Februar 2011 stehen bleiben soll. Mühlenbrock: „Wir sind nach wie vor in Verhandlung mit Interessenten, doch wie für Herne ist auch für andere Städte mit ähnlicher Haushaltslage eine Übernahme schwierig.“ Bekanntlich hatten Bau- und Kulturdezernat in Herne den weiteren Betrieb der Turmhügelburg im Hinblick auf Baurecht und Folgekosten abgelehnt.
Übertroffene Erwartungen auch beim Verkauf des Kataloges: „Wir hatten 2000 Exemplare geordert und mussten 700 als zweite Auflage nachdrucken lassen.“ Die Nachfrage nach mehr Führungen ließ sich dagegen nicht befriedigen. Seit den Sommerferien ging gar nichts mehr, was für Verärgerung bei Lehrern gesorgt habe. Doch wenn wie gerade tags zuvor 600 Schüler angemeldet seien, stoße das Haus einfach an seine Grenzen, sagt Mühlenbrock. „Wir führen schon im Halbstundentakt“.
Mit dem Abbau der Schau werden die Kuriere der großen Leihgeber nach deren Schließung zwei bis drei Wochen beschäftigt sein. Einige weitere Exponaten transportieren die Museumsrestauratoren an ihre angestammten Plätze.
Dann gilt es in Herne die nächste Schau ins Auge zu fassen: Ab dem 15. April zeigt das Museum mit „Fundgeschichten“, was die Archäologie in Nordrhein-Westfalen in den letzten fünf Jahren an aufsehenerregenden Funden zutage befördert hat – „vom Urzeithamster über den Schwimmsaurier bis zum Jagdbomber des 2. Weltkriegs“.